Zurück zur Übersichtsseite mit allen Stationen.
Ab dem späten 17. Jahrhundert (und bis zur Vertreibung der burgenländischen Juden im Jahr 1938) befand sich an dieser Stelle das jüdische Viertel Eisenstadts:
Otto Abeles, Besuch in Eisenstadt, 1923 (= Abeles 1997. S. 34)»Hier auf dem Hügel, am freien Platz, vor dem mächtigen, heiteren Schloss der Fürsten Esterházy ist der Eingang zur Judenstadt? Kaum glaubwürdig. Sonst pflegt das Judenviertel der Städte tief zu liegen, in dumpfe, feuchte Enge verbannt. Aber da stehen schon die uralten steinernen Pfeiler mit den schweren Ketten, die noch heute vor Sabbateingang geschlossen werden, das Wahrzeichen der jüdischen Gemeinde Eisenstadt. Hell wie das Fürstenschloss, das sie Jahrhunderte schützte, sind die bescheidenen Judenhäuser gehalten, schwarz schneidet sich das Gezack der Dächer und Giebel und winzigen Vorbauten wie scharfe Falten in das freundliche Greisenantlitz des Gässchens, das plötzlich fast rechtwinklig abbiegt.«
Die Schabbat-Kette markierte den Eingang des jüdischen Viertels (wie ihn der Journalist Otto Abeles im obigen Zitat so anschaulich beschreibt): Allwöchentlich wurde zum Schabbat, also von Freitagabend bis Samstagabend, die Kette aufgezogen, um Wagen die Einfahrt zu versperren und so die Schabbat-Ruhe zu sichern. Am oberen Ende des Viertels erfüllte ein Gittertor denselben Zweck (siehe Station 4, Schabbat-Tor) - beide Einfahrten des jüdischen Viertels waren somit am Schabbat verschlossen (ein Durchlass für Fußgänger blieb allerdings auch bei vorgezogener Kette bzw. geschlossenem Tor bestehen) und damit der Heiligkeit des wöchentlichen Ruhetags entsprochen:
Moritz Steinhardt, Vorwort zu "Aus dem Ghetto", 1913 (= Steinhardt 1997. S. 19f.)»Der heilige Schabbes wird durch keinerlei Lärm der Straße gestört, denn kein Karren, kein Gefährt darf die ehernen Schranken durchbrechen.«
Otto Abeles: Besuch in Eisenstadt. In: Johannes Reiss (Hg.): Aus den Sieben Gemeinden. Ein Lesebuch über Juden im Burgenland. Eisenstadt 1997. S. 33-37.
Johannes Reiss: "... weil man uns die Heimatliebe ausgebläut hat ... Ein Spaziergang durch die jüdische Geschichte Eisenstadts". Eisenstadt 2001. bes. S. 24ff.
Moritz Steinhardt: Vorwort zu "Aus dem Ghetto". In: Johannes Reiss (Hg.): Aus den Sieben Gemeinden. Ein Lesebuch über Juden im Burgenland. Eisenstadt 1997. S. 19f.