Heute ist Erev Sukkot, der Beginn des Laubhüttenfestes.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern unserer Koscheren Melange ein fröhliches Sukkot.

Wishing you a joyous Sukkot!

חג שמח ומועדים לשמחה!


Ein Augenzeugenbericht über die Sukkottage im jüdischen Viertel von Eisenstadt 1934:

Aber gleich nach diesen [hohen] Feiertagen kamen die Tage des Laubhüttenfestes und in allen Höfen wurden Laubhütten mit dem ›Skakh‹ (Laub, um die Laubhütte zu bedecken) aufgestellt; die Bedeckung bestand aus grünen, wohlduftenden Zweigen. Die Dekorationen an den Wänden gestalteten wir Kinder: vielfärbige Sterne, angefertigt aus glänzendem Buntpapier. Wir lernten diese Kunst in den Handarbeitsstunden in der jüdischen Volksschule, die hinter dem Hof des ›Strohhauses‹ stand. Die Herbstluft war bei diesem Fest schon getränkt vom Duft der Weintrauben und des Mostes, der aus allen Weinbergen und Weinkellern rundum aufstieg. Der letzte Tag des Sukkotfestes ‒ es ist der Tag von ›Simchat tora‹ (Freudenfest der Tora), an dem das Lesen der Toraabschnitte endet und von Neuem beginnt ‒ entschädigte uns für den tiefen Ernst an den Festen, die dem Sukkotfest vorausgegangen waren: Die Stimmung war fröhlich! Alle Kinder, auch die kleinen, die noch nicht das Alter der Gebote (der religiösen Pflichten, bei Buben mit 13 Jahren) erreicht hatten, wurden zur Tora aufgerufen, und, um die Freude zu vergrößern, wurden aus verschiedenen Fenstern Äpfel und Nüsse zu den Kindern bei ihrem Auszug aus der Synagoge geworfen.


Ich kenne den Grund für diesen Brauch, den ich danach in keiner anderen Gemeinde gesehen habe, nicht. Vielleicht fielen hier zwei Motive zusammen: das eine, dass die Symbole dieser Früchte in den Midraschim (religiöse Auslegungsschriften) mit Israel verglichen werden, und das zweite ‒ ein Gedenken an das ›Erntefest; der Beiname für das Sukkotfest. Auf jeden Fall erfreuten uns alle diese Tage sehr, sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen.

Meir Ayali, Meine Kindheit in der Judengasse in Eisenstadt, hebräisch; übersetzt von Johannes Reiss, in: Das Österreichische Jüdische Museum. Hrsg. v. Österreichischen Jüdischen Museum in Eisenstadt, 1988. S. 75-80.


Zum Brauch mit den Nüssen usw. lesen Sie bitte unseren Beitrag über das „Versöhnungsstangerl“ und insbesondere auch den 2. Kommentar unseres Gastautors Yoav Sapir!