Das historisch einzigartige Genisa-Grabsteinfragment ist vom jüdischen Friedhof Kobersdorf verschwunden. Niemand wurde vorab oder auch nach dem Abtransport des Fragments informiert. Es liegt in der Garage des ehemaligen Bürgermeisters von Kobersdorf (so seine eigene Aussage am Telefon am 14. November um 14.26h mir gegenüber). Angeblich, weil das Fragment restauriert werden soll.
In jedem Fall stellt sich die Frage, warum dieses so bedeutende Fragment nicht in der ehemaligen Synagoge zwischengelagert wird und warum nicht entsprechende Gespräche vorher stattfanden.
Ich selbst war am Sonntag vor einer Woche anlässlich einer Führung am jüdischen Friedhof und war über das Fehlen des Fragments extrem geschockt.
Ich halte den schlampigen Umgang mit historisch einzigartigen Kulturgütern für ausgesprochen verantwortungslos. Eine Sanierung des Fragments halte ich überdies erst für angezeigt, wenn die untere Hälfte des Grabsteines gefunden wird.
Angemerkt muss hier noch werden, dass dieses Genisa-Grabsteinfragment seit 1945 physisch nicht lokalisiert, geschweige denn geborgen wurde. Auch im Zuge der Renovierungsarbeiten am jüdischen Friedhof Kobersdorf von 2014 bis 2018 wurde das Fragment nicht sachgerecht geborgen, sondern nach Abschluss der Arbeiten ohne (!) Standortnummer auf einen Steinhaufen mit kleinen Grabsteinfragmenten geworfen. Ende 2019 habe ich das Fragment dort entdeckt und die dramatischen Hintergründe dazu auch umgehend (erst)publiziert.
Bis zur Klärung dieser sehr unangenehmen und ärgerlichen Sache bleiben daher alle Artikel zum jüdischen Kobersdorf, auch meine Erstpublikation des Genisafragments vom 30. November 2019 hier in der Koscheren Melange, offline. Das darf und soll als Protest gegen die og. Geschehnisse verstanden werden.
Ich bitte um Verständnis.
Siehe auch meinen Facebookeintrag vom 17. November.
Johannes Reiss, am 25. November 2022.