Am 8. November 2021 widmete sich ein gemeinsames Symposium von Misrachi, dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) der Erinnerung an jene über 1.000 Wiener Jüdinnen und Juden, die während der NS-Zeit den Freitod wählten. In einer Reihe von Vorträgen wurde die Thematik aus historischer, psychologischer und halachischer Perspektive beleuchtet und diskutiert.
Zum Abschluss des ‒ unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten der Republik Österreich, Alexander Van der Bellen stattfindenden ‒ Symposiums wurden vor dem Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoa die Namen jener Personen verlesen, die ihrem Leben ein Ende setzten; das Stein gewordene Gedenken erhielt so ein Echo.
An der über 90 Minuten dauernden Namensverlesung ‒ die in Bild und Ton aufgezeichnet wurde ‒ beteiligten sich mehrere Dutzend Personen.
Die Aufnahme wurde von den Veranstalter:innen in der Hoffnung in Auftrag gegeben, dass die Aufzeichnung des Erinnerungs- und Gedenkaktes (egal ob in Bild, Ton oder beides) auch in Zukunft im Zusammenhang von Ausstellungen, Gedenk- und Erinnerungsveranstaltungen, aber auch im Geschichte-, Philosophie- und Ethikunterricht in Schulen Verwendung findet und somit dazu beiträgt, dass auch das Angedenken an all jene Jüdinnen und Juden, die während der NS-Zeit den Freitod wählten, in die Erinnerung an die NS-Zeit und die Schoa eingeschrieben wird.
Ziel der Aufzeichnung dieses ‒ sich diesen Geschichtsausschnitt vergegenwärtigenden ‒ Sprechaktes ist es, diese Bild- und/oder Tonmitschnitte sowohl für künftige Ausstellungen als auch für Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen zu Verfügung zu stellen. Darüber hinausgehend soll das Material Eingang in den Geschichts-, Philosophie- und Ethikunterricht finden, um die Erinnerung an jene Jüdinnen und Juden, die während der NS-Zeit den Freitod wählten in die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah zu integrieren.
Selbstverständlich kommen wir der Bitte, dieses Video zu teilen, sehr gerne nach:
Für alle Jüdinnen und Juden, die im Burgenland vor oder während der NS-Zeit den Freitod wählten, soll hier – einmal mehr – stellvertretend der arbeitslose Schuhmachergeselle Schmuli Gellis stehen, der sich am 11. Juni 1938 mit 54 Jahren in Eisenstadt erhängte.
Sowohl seine etwas ältere Schwester Therese als auch deren Ehemann Bernhard Simon wurden 1941 ins Ghetto Lodz transportert und in der Schoa ermordet.
Die Familie Gellis hatte 220 Jahre sicher in Eisenstadt gelebt. Die Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und Ururgroßeltern sind auf den beiden jüdischen Friedhöfen Eisenstadts begraben. Siehe vor allem auch unseren Artikel über die Familie Gellis vom September 2018.