Bernhard (Issachar ben Baruch) Biller, 29. Schvat 697 (= Mittwoch, 10. Februar 1937) Der Grabstein von Bernhard (Issachar) Biller befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Graz. Die hebräische Grabinschrift…
Bernhard (Issachar ben Baruch) Biller, 29. Schvat 697 (= Mittwoch, 10. Februar 1937)
Der Grabstein von Bernhard (Issachar) Biller befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Graz.
Grabstein Bernhard (Issachar) Biller, 29. Schvat 697 = MIttwoch, 10. Februar 1937
Grabstein Ausschnitt Bernhard (Issachar) Biller, 29. Schvat 697 = MIttwoch, 10. Februar 1937
Grabstein Ausschnitt Bernhard (Issachar) Biller, 29. Schvat 697 = MIttwoch, 10. Februar 1937
Grabstein Ausschnitt Bernhard (Issachar) Biller, 29. Schvat 697 = MIttwoch, 10. Februar 1937
Die hebräische Grabinschrift
Inschrift Bernhard Biller: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
Bernhard (Issachar ben Baruch) Biller, geb. 16. Jänner 1863 in Güssing, Kaufmann in Graz, Raabgasse 7, gest. 29. Schvat 697 = Mittwoch, 10. Februar 1937 in Graz an Myocarditis, begraben am jüdischen Friedhof in Graz
Eintrag Geburtsbuch Güssing, Bernhard Biller, 16. Jänner 1863
Eintrag Sterbebuch Graz, Bernhard Biller, 10. Februar 1937
Vater: Bernhard (Baruch) Biller, geb. ca. 1821 in Güssing, gest. 29. März 1893 in Graz, begraben am jüdischen Friedhof in Graz Mutter: Charlotte / Lotti Schwarz, geb. ca. 1830 in Güssing, gest. 13. Mai 1892 in Graz, begraben am jüdischen Friedhof in Graz
Katarina Kugel, geb. Mackstein, 02. Nisan 664 (= Freitag, 18. März 1904)
Grabstein Katarina Kugel, geb. Mackstein, 02. Nisan 664 = Freitag, 18. März 1904
Die hebräische Grabinschrift
Inschrift Katarina Kugel: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) b(egraben)
פ”נ
[2] eine teure Frau, die Gott fürchtete,
אשה יקרה את [אלהים היא יראה]
[3] Frau Gütel Kugel.
מרת גיטל קוגעל
[4] Sie starb betagt und im guten Alter von […] 95 Jahren
מתה בזקנה ובשיבה טובה […] צה שנה
[5] Sie übte Wohltätigkeit und Gutes alle Tage ihres Lebens.
גמלה חסד וטוב כל ימי חייה
[6] Aufrichtigen Herzens wurde sie eingesammelt im hohen Alter.
ישרת לב נאספה בשיבת שנותיה
[7] Mit rechtem Urteil wachte sie über die Hergänge in ihrem Haus,
טוב טעם צפתה הליכות ביתה
[8] um zu ernten in der Höhe die Früchte ihrer Mühe.
Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf David Holzer, 13. Adar I 657 (= Montag, 15. Februar 1897) Die Grabinschrift Inschrift David Holzer: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung [1] Ein Stein des Gedenkens. אבן…
Seit einigen Monaten ist auch hier im Blog das jüdische Kobersdorf eines unserer Hauptthemen und wird ein solches wohl auch noch einige Zeit bleiben. Vor allem, weil erst ein kleiner…
Seit einigen Monaten ist auch hier im Blog das jüdische Kobersdorf eines unserer Hauptthemen und wird ein solches wohl auch noch einige Zeit bleiben. Vor allem, weil erst ein kleiner Teil (10%) der Grabsteine bzw. Grabinschriften des jüdischen Friedhofs von Kobersdorf aufgearbeitet ist, aber auch, weil wir sehr gerne den Prozess der ehemaligen Synagoge Kobersdorfs, die derzeit restauriert wird, begleiten.
Da wir sowohl von EinzelbesucherInnen als auch bei Gruppenführungen immer wieder auf die Kobersdorfer Synagoge angesprochen werden, ging’s am vorletzten Sonntagvormittag, einem der letzten schönen und wolkenlosen Herbsttage, nach Kobersdorf. Noch zumal die Synagoge vor genau 160 Jahren, am 11. April 1860, feierlich eingeweiht wurde.
Ehemalige Synagoge von Kobersdorf, Vorderansicht, Foto 04. Oktober 2020
Ehemalige Synagoge von Kobersdorf, Rückseite, Foto 04. Oktober 2020
In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge von den Nationalsozialisten innen zerstört, später von der Sturmabteilung der NSDAP als Turnhalle und Vereinsheim verwendet. Eine Sprengung wie den nahegelegenen Synagogen in Deutschkreutz und Lackenbach 1941 blieb der Kobersdorfer Synagoge erspart.
1994 wurde die ehemalige Synagoge vom “Verein zur Erhaltung und kulturellen Nutzung der Synagoge Kobersdorf” von der Israelitischen Kultusgemeinde erworben, 2010 wurde das Gebäude endlich unter Denkmalschutz gestellt.
2019 kaufte das Land Burgenland die ehemalige Synagoge, die Restaurierungsarbeiten haben schon begonnen. Auf der Webseite der Landesregierung Burgenland erhalten Sie alle Informationen zum Synagogengebäude (Geschichte der Synagoge, Baugeschichte) und dem aktuellen Stand der Restaurierungsarbeiten!
Sitzplan der alten Synagoge, etwa 1830-1860
Nachdem die alte Synagoge in Kobersdorf Mitte des 19. Jahrhunderts, als die jüdische Bevölkerung mit etwa 600 Einwohnern/Einwohnerinnen ihren Höchststand erreichte, zu klein geworden war, begann man ca. 150m entfernt mit der Errichtung der neuen Synagoge, die am 11. April 1860 feierlich eingeweiht werden konnte.
Rabbiner war damals Abraham Shag Zwebner.
“Shag” oder “Shog” war der Vulgoname nach dem im jüdischen Volksmund so genannten Aufenthaltsort seines Vaters, Rabbiner Jehuda Löb Shag bzw. Shog, Ipolyság.
Zwebner wurde am 17. April 1801 (04. Ijjar 561) in Hlohovec (deutsch: Freistadl) in der Slowakei geboren, studierte bei Rabbiner Chatam Sofer (1762-1839) in Pressburg, wo er auch die Smicha erhielt, also die formelle Einsetzung als Rabbiner. 1851 kam er als Rabbiner nach Kobersdorf (übrigens im selben Jahr, in dem Rabbiner Esriel Hildesheimer als Rabbiner nach Eisenstadt kam). In seine Amtszeit fiel auch der Neubau der Synagoge von Kobersdorf im Jahr 1860.
Von seinen Werken wurden nur sein Responsenwerk “Ohel Avraham” (“Zelt Abrahams”), 1881, und seine Predigten “Draschot HaRo’sch” (“Predigten von Rabbiner Abraham Shag”), 1904, gedruckt. Am 19. Mai 1873 (22. Ijar 5633), im Alter von 72 Jahren, ging Rabbiner Zwebner nach Eretz Israel, näherhin nach Jerusalem, wo er am 25. März 1876 (29. Adar 636) verstarb. Sein Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof auf dem Ölberg in Jerusalem.
Leopold Moses, Archivar und Bibliothekar, 1888 in Mödling bei Wien geboren, 1943 in Auschwitz ermordet, besuchte in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die jüdischen Gemeinden des Burgenlandes, darunter auch Kobersdorf, nicht ohne die Bedeutung von Rabbiner Zwebner ausdrücklich zu erwähnen:
Die Kobersdorfer Juden studieren nicht ‒ vielleicht kommt das von ihrem reichlichen Kohlensäuregenuss ‒ und typisch für ihr Wesen ist jener Jude mit dem Tischa b’Av-Bärtchen in dem von Gesundheit strotzenden Gesicht, den ich da in der Woche vor dem 9. Av breitspurig in der Mitte der großen Gaststube des jüdischen Wirtshauses stehen und ein Glas Rotwein mit Kennermiene trinken sah. So kommt es auch, dass in Kobersdorf, das geistig-jüdische Leben nie so ganz jene Pflege fand, deren es sich sonst überall im Lande erfreute, und dass dort auch das Rabbinat nicht ganz so hervorragende Persönlichkeiten aufwies wie in den Nachbargemeinden.
Und doch finden wir auch in der bescheidenen Reihe der der Nachwelt bekannten Rabbiner Kobersdorfs einen Mann von großem Zuschnitt, der auch unserer Zeit noch viel bedeutet, und das ist der im Jahre 1801 in Freistadtl geborene Schüler des Chatam Sofer R. Abraham Zwebner, der nach dem Aufenthaltsort seines Vaters Ipolysag, meist nur R. Abraham Schag genannt wurde. Von diesem Manne rühren die Schriften Ohel Abraham und Deraschat ha Rosch her, aber noch bedeutender als durch diese wurde er für die innere Entwicklung der ungarischen Judenschaft durch die Tatsache, dass er auf der Versammlung der orthodoxen Rabbiner, die gegen den Kongress der Reformfreunde im Jahre 1865 einberufen worden war, gegen die Trennung der Gemeinden auftrat und als sein Standpunkt nicht durchdrang, nach Erez Jisrael ging, wo er im Jahre 1876 starb. Er mochte dabei wohl gedacht haben, dass allem Streit innerhalb der Judenheit des Exils keine Bedeutung innewohnt, wenn man ihn unter dem Gesichtswinkel des seiner Kinder beraubten Landes Jisrael betrachtet, und dass es nur darauf ankäme, die Erlösung herbeizuführen, um den Streit über den Standort des Almemor, über die ungarische oder deutsche Predigt und dergleichen weltbewegende Dinge mehr verstummen zu machen.
Ehemalige Synagoge Kobersdorf – Blick zur Toraschreinnische, Foto 04. Oktober 2020
Ehemalige Synagoge Kobersdorf – Blick nach Westen zur Frauenabteilung und zum Eingang, Foto 04. Oktober 2020
In der Tat war die Diskussion über den Standort der Bima / des Almemors, also des Vorlesepults, auch in die jüdischen Gemeinden des heutigen Burgenlandes übergeschwappt (zur Begriffserklärung siehe den Artikel “Bima” in der Jüdischen Allgemeinen). Orthodoxe Synagogen haben meist die Bima / den Almemor in der Mitte der Synagoge, reformierte Synagogen haben sie nach vorne zum Toraschrein gerückt (“geostet”). So wurde zum Beispiel die Bima in der Synagoge von Schlaining erst nach vorne zum Toraschrein, später wieder zurück in die Mitte gerückt. Oder auch Rechnitz: Der Gemeindevorstand plante die Verlegung der Bima, worauf Rabbbiner Gabriel Engelsmann (Rabbiner von 1822 bis 1850) antwortete “Gut, dann verlasse ich morgen Rechnitz”, worauf die Bima in der Mitte und der Rabbiner in Rechnitz blieb (siehe Jüdische Presse 8 (1922), 37-38, 6.10.1922)…
Ehemalige Synagoge Kobersdorf – Blick von der Frauenabteilung (Empore) nach Osten, Foto 04. Oktober 2020
Ehemalige Synagoge Kobersdorf – Blick von der Frauenabteilung (Empore) nach Osten, Foto 04. Oktober 2020
In Kobersdorf war die Bima schon in der ersten Synagoge natürlich in der Mitte (siehe Sitzplan oben), auch in der nun neugegründeten Synagoge kam ein Verrücken nicht in Frage. Dafür war Rabbiner Zwebner Garant, hatte er doch bei Mose Schreiber, dem Chatam Sofer, in Pressburg studiert, der ein glühender Verfechter der mittigen Position der Bima war:
Für Chatam Sofer repräsentiert die Bima den Altar im Tempel, der auf dem Innenhof des Tempels stand und zwar genau in der Mitte. Die Synagoge sei ein kleiner Tempel, ‘Mikdasch me’at’ (Orach Chajim 28).
Der ehemalige Wiener Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg erklärt die Position der Bima in der Mitte als Symbol für die Tatsache, dass die Israeliten um den Berg Sinai lagerten, als sie die Tora
empfingen (Eisenberg Paul Chaim, Erlebnisse eins Rabbiners. Geschichten und Geschichte, Wien 2006, 66ff).
Die auf dem Foto erkennbaren Stufen führten zum Toraschrein!
Synagoge Kobersdorf, ca. 1920
Ehemalige Synagoge Kobersdorf – Blick zur Toraschreinnische, Foto 04. Oktober 2020
Ebenfalls ein Schüler von Chatam Sofer war zur selben Zeit der Rabbiner von Deutschkreutz: Rabbi Joachim Katz (Menachen Katz-Proßnitz) trat sein Amt in Deutschkreutz nur wenige Monate nach dem Tod seines Lehrers 1840 an und übte dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1891, also über 50 Jahre aus. Rabbiner Katz-Proßnitz war ein Vertreter der strikten Orthodoxie, duldete keine Neuerungen, das gesamte Gemeindeleben war in Übereinstimmung mit der Halacha, dem jüdischen Religionsgesetz, geregelt. Er galt aber nicht nur als ausgesprochen gelehrt und äußerst fromm, sondern sogar als wundertätig.
Und dieser fromme, gelehrte Mann besuchte einmal Kobersdorf und äußerte Kritik am Gitter der Frauenabteilung in der Synagoge. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie er reagiert hätte, wäre die Bima nicht in der Mitte, sondern vor dem Toraschrein gewesen … Aber lesen Sie den Reisebericht von Otto Abeles:
Otto Abeles, Journalist, Zionist, 1879 in Brünn (Mähren) geboren, Deportation nach Bergen-Belsen, 1945 kurz nach seiner Befreiung gestorben, kommt Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts auch nach Kobersdorf:
Sie sind einfache Leute, die Kobersdorfer. Eine Kehilla “prosterer” Juden, meist Viehhändler und Hausierer, die tagsüber auswärts sind oder gar erst vor Sabbateingang nach Hause kommen und wenig Zeit, auch nicht besondere Neigung zum “Lernen” haben. Aber sie sind fromm und treu, ein kräftiger, mit der Natur vertrauter Judenschlag und sie haben ihre Grundsätze.
Vor vielen Jahrzehnten wirkte hier eine Leuchte in Israel, der milde, liebevolle Rabbi Abraham Zwebner. Von ihm erzählen alle; die Jungen nach der Überlieferung, die Ältesten ‒ das einfache, ruhige Leben lässt viele Greise und Greisinnen mit frischen Sinnen und frischen Augen den siebzigsten und achtzigsten Geburtstag feiern ‒ weil sie ihn noch persönlich kannten und mit der ganzen Gemeinde ein Stück Weges geleiteten, als er nach Erez Israel zog, noch in rüstigem Mannesalter, um dort auf heiligem Boden sich der Lehre hinzugeben. Bevor er seine Gemeinde verließ, erbaute er die schöne, würdige Synagoge. Sie ist sein Denkmal.
Als der gestrenge Rabbi von Zelem (Deutsch-Kreuz) anlässlich eines Leichenbegräbnisses nach Kobersdorf kam, stellte er entrüstet aus, das Gitter der Frauenabteilung in der neuen Schul sei nicht undurchsichtig genug und forderte die Balbattim auf, ein so dichtes Drahtnetz anzubringen, wie es in Zelem die Frauen vor den Blicken der Männer einwandfrei bewahre. Er kam bei den Kobersdorfern nicht gut an. Sie meinten, wenn dieses Holzgitter ihrem großen Rabbi Abraham Zwebner genügt habe, so sei die Absonderung der Frauengalerie durch ein Drahtnetz bestimmt nicht erforderlich. So wird denn vermutlich die Drohung des Zelgemer, nie wieder nach Kobersdorf zu kommen, wenn man nicht das Holzgitter der Weiberschul durch ein dichtmaschiges Sieb verstärkt, von ihm erfüllt werden müssen. Die Kobersdorfer dürften kaum die gewünschte Änderung in ihrer Synagoge vornehmen. Allerdings bemerkte der fromme Handwerker, in dessen Begleitung ich die Synagoge besichtigte: Die Zeiten sind anders geworden. Stimmt. Und mit ihr die Tracht der Frauen.
Kobersdorf ist ein jüdischer Luftkurort. Hier ist den Gesetzestreuen verstattet, ungestört jüdische zu leben. Sie werden von der Kehilla brüderlich aufgenommen, von der Bauernbevölkerung, in deren Häuser sie wohnen, auf das freundlichste behandelt. Man hat hier die herrlichsten Föhrenwälder, einen köstlichen Gesundbrunnen und den feierlichsten Sabbat.
Otto Abeles, Ein Sommertag in Kobersdorf, in: Die neue Welt, 2 (1928), Heft 50 (31.8.1928), 427f
Personenregister jüdischer Friedhof Kobersdorf Jonas (Jona) Gerstl, Letzter Tag von Pesach 697 (= 8. Tag Pesach = 22. Nisan = Schabbat, 03. April 1937) Die Grabinschrift Inschrift Jona Gerstl: Zeilengerechte…
Zeile 4: Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 61b לא שביק מר חיי לכל בריה “Der Meister lässt ja keinem Geschöpf das Leben”. Das ist die Antwort von Abajje auf Raba, der sagte “Wir zum Beispiel sind Mittelmäßige”. Gemeint ist, wenn Raba nur zu den Mittelmäßigen gehören sollte, gäbe es überhaupt keinen vollkommenen Gerechten.
Mit dieser euphemistischen Umschreibung für das Sterben wird Sarl Bauer als vollkommen Gerechte bezeichnet.
Zeile 6-9: Akrostychon: Die Anfangsbuchstaben der Zeilen ergeben den hebräischen Vornamen des Verstorbenen (Jona).
Biografische Notizen
Jonas (Jona) Gerstl, geb. sehr wahrscheinlich 29. November 1874 in Kobersdorf, gest. am letzten Tag von Pesach = 8. Tag von Pesach = 22. Nisan 697 = Schabbat, 03. April 1937 mit 63 Jahren (leider nicht gefunden im Sterbebuch Kobersdorf)
Eintrag Geburtsbuch Jonas Gerstl, 29. November 1874
Vater: Moritz (Mose) Gerstl, gest. 07. April 1924, begraben am jüdischen Friedhof Kobersdorf Mutter: Bety Hirschl
Zeile 5 und 7: MORENU bedeutet wörtlich “u(nser) L(ehrer), H(err)”. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als “synagogaler Doktortitel” (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Zeile 8a: S. Hohelied 1,3 שמן תורק שמך.
Zeile 8b: Sprüche 31,25 עוז והדר לבושה.
Biografische Notizen
Leni (Rebekka Lea) Zwebner, geb. Spitz ca. 1783, gest. 29. Adar 623 = Freitag, 20. März 1863 in Kobersdorf mit 83 Jahren an Brustschwäche (= Lungenschwäche).
Eintrag Sterbebuch Kobersdorf, Leni (Rebekka Lea) Zwebner, geb. Spitz, 29. Adar 623 = Freitag, 20. März 1863
Vater: Rabbiner Aron ha-Levi Spitz. Er war 13 Jahre Rabbiner in Prossnitz (Mähren) und zuletzt in Holíč (Slowakei). Gestorben Oktober 1816? oder 1817.
Ehemann: Rabbiner Abraham Zwebner (Shag), geb. 17. April 1801, gest. 25. März 1876 in Jerusalem. “Shag” oder “Shog” war der Vulgoname nach dem im jüdischen Volksmund so genannten Aufenthaltsort seines Vaters, Rabbiner Jehuda Löb Shag bzw. Shog, Ipolyság.
Zeile 4: Vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 17a “…Heil dem, der … mit gutem Namen gestorben ist …” …אשרי…שנפטר בשם טוב; vgl. auch babylonischer Talmud, Traktat Avot II,8 “…hat er einen guten Namen erworben, hat er etwas für sich erworben” …קנה שם טוב, קנה לעצמו…. Der gute Name kommt im Gegensatz zu allen anderen geistigen und sittlichen Gütern fast ausschließlich dem Besitzer zugute und bleibt auch nach dem Tod sein eigen (Hirsch Samson Raphael, Siddur. Israels Gebete, Zürich-Basel 1992, 443); s. auch Avot IV, 7 “… Drei Kronen gibt es: die Krone der Tora, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber erhebt sich über sie” … שלשה כתרים הן: כתר תורה וכתר כהונה וכתר מלכות: וכתר שם טוב עולה על גביהן.
Zeile 5: Klagelieder 2,18 אל תדם בת עינך “Dein Augapfel lasse nicht ab”.
Zeile 6: Ester 10,3 ורצוי לרב אחיו “und beliebt bei allen seinen Brüdern”.
Zeile 8:Zeile 7: Vgl. Ijob 8,12 “In seiner Blüte noch nicht abgerissen…” …ויעלת חן שמעלת חן על לומדיה….
Jesaja 7,20 בתער השכירה “mit dem … gemieteten Messer”.
Zeile 15: Sprüche der Väter 5,23 יהודה בן תימא אומר הוה עז כנמר וקל כנשר רץ כצבי וגבור כארי לעשות רצון אביך שכשמים “Jehuda, Sohn Temas, sagt: Sei fest wie der Leopoard, leicht wie der Adler, rasch wie der Hirsch und stark wie der Löwe, den Willen deines Vaters im Himmel zu vollbringen”.
Siehe Ezechiel 11,3: ואהי להם למקדש מעט “…und ich bin ihnen zum kleinen Heiligtum geworden…”. Laut babylonischem Talmud, Traktat Megilla 29a sind unter “kleinem Heiligtum” alle Synagogen, Lehrhäuser, schlicht alle heiligen Plätze zu verstehen, die sozusagen einen “kleinen Tempel” repräsentieren können.
Zeile 16: Frei übersetzt. Siehe v.a. Richter 20,16 כל זה קלע באבן אל השערה ולא יחטא “jeder konnte mit einem Stein ein Haar treffen, ohne das Ziel zu verfehlen”.
Zeile 17: Zu denken wäre etwa an Psalm 65,5: אשרי תבחשר ותקרב ישכן צצריך… “Wohl dem, den zu dir lässt und in deinen Vorhöfen wohnen lässt”.
Psalm 61,5 אגורה באהלך עולמים אחסה בסתר כנפיך סלה “Lass mich wohnen in deinem Zelt ewiglich und Zuflucht haben unter deinen Fittichen. Sela”.
Zeile 5-17: Akrostychon: Die Anfangsbuchstaben ergeben den hebräischen Vornamen des Verstorbenen sowie den hebräischen Vor- und Nachnamen seines Vaters: “Baruch, Sohn d(es ehrenwerten Herrn), u(nseres) M(eisters) Mose Brück”.
Interessant, dass in Zeile 3 der Nachname des Vaters “Brückner” lautet, im Akrostychon dagegen nur “Brück”.
Biografische Notizen
Baruch Brück(ner), geb. ca. 1795, gest. laut hebräischer Inschrift am 30. Nisan 606 = 1. Neumondtag Ijjar = Sonntag, 26. April 1846 mit 51 Jahren an Nervenfieber in Kobersdorf. Im Sterbebuch ist der 27. April als Sterbedatum angegeben! Begraben am 28. April 1846 am jüdischen Friedhof Kobersdorf.
Eintrag Sterbebuch Kobersdorf, Baruch Brück, 27. April 1846
Vater (weiland): Moses Brückner
2. Ehefrau: Maria / Mina Hersch aus Eisenstadt, geh. 21. September 1836 in Kobersdorf. Baruch Brückner ist im Hochzeitsbuch als “Witwer” eingetragen, wir kennen aber seine 1. Ehefrau leider nicht.
Eintrag Hochzeitsbuch Kobersdorf, Baruch Brück und Maria Hersch, 21. September 1835
Sohn (aus 2. Ehe): Moyses Brück, geb. 06. Juli 1841 in Kobersdorf
Eintrag Geburtsbuch Kobersdorf, Moyses Brück, 06. Juli 1841