Auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes (bis 1921 Westungarn) gibt es 14 jüdische Friedhöfe mit etwa 7.000 bis 8.000 Grabsteinen. Das sind mehr Grabsteine als, mit Ausnahme von Wien, in allen anderen österreichischen Bundesländern zusammen.
Eine Besonderheit in der Region ist, dass mit Ausnahme der Grabsteine des jungen jüdischen Friedhofes in Oberwart alle Grabsteine im Burgenland hebräische Grabinschriften haben, zum überwiegenden Teil sogar ausschließlich hebräische Grabinschriften. In Oberwart finden wir zwar auch hebräische Grabinschriften, aber immer auch deutsche bzw. ungarische Zusätze mit (v.a.) Angaben des Namens und des Sterbedatums.

  1. Eisenstadt: älterer jüdischer Friedhof (vollständig dokumentiert)
  2. Eisenstadt: jüngerer jüdischer Friedhof (vollständig dokumentiert)
  3. Jüdischer Friedhof Mattersburg (bis 1925: Mattersdorf) (da kaum mehr Grabsteine vorhanden sind, vollständige Dokumentation aller vorhandenen Fotos der Grabsteine)
  4. Jüdischer Friedhof Kobersdorf
    (Projektbeginn April 2019, vorläufiger Projektstopp: November 2022)
  5. Jüdischer Friedhof Lackenbach
    (Projektbeginn April 2023)

  6. Deutschkreutz
  7. Sauerbrunn
  8. Frauenkirchen
  9. Gattendorf
  10. Kittsee
  11. Schlaining
  12. Güssing
  13. Rechnitz
  14. Oberwart


Eine Reise in die ehemaligen jüdischen Gemeinden des Burgenlandes ist heute im Wesentlichen eine Reise zu den jüdischen Friedhöfen, die Grabsteine sind in den meisten Orten die einzigen verbliebenen sichtbaren Zeugen einer jahrhundertelangen jüdischen Besiedlung im Burgenland. Tausende Jüdinnen und Juden aus aller Welt besuchen jährlich diese Friedhöfe und haben wenig bis keine Chance (mit Ausnahme der beiden jüdischen Friedhöfe in Eisenstadt, s.o.), die Gräber ihrer Vorfahren zu finden. Die Inschriften verwittern jährlich mehr und sind kaum mehr oder oft nur mit großer Mühe zu lesen. Obwohl auch im Burgenland sehr viel Geld in die Sanierung der jüdischen Friedhöfe fließt, beschränkt sich diese Sanierung vor allem auf Gärtnerarbeiten, Baumpflegemaßnahmen, Steinmetzarbeiten und eine statische Sicherung der Grabsteine.

Für Dokumentationen der Friedhöfe, sprich das Fotografieren der Grabsteine, das Transkribieren der hebräischen Grabinschriften, das ‒ im optimal Fall ‒ Übersetzen dieser Inschriften, die dazugehörende genealogische Arbeit sowie ein öffentliches Zugänglichmachen dieser Dokumentationen gibt es kein Geld.

Das Österreichische Jüdische Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viele der jüdischen Friedhöfe des Burgenlandes zu dokumentieren. Nicht nur, weil wir das als historische und kulturpolitische Aufgabe verstehen, sondern auch und vor allem, weil eine der wichtigsten Mitzwot die Kavot Hamet ist, die Achtung der Würde des Toten. Und dazu gehört es die Gräber der Toten zu kennen. Die Nachfahren haben das Recht darauf, die Gräber ihrer Vorfahren zu finden und besuchen zu können.


Johannes Reiss, im Dezember 2019