Koschere Melange

Das Blog des Österreichischen Jüdischen Museums - ISSN 2410-6380

Zwei Religionen und ein Käppchen?

In der 8. Folge fragen wir uns, wie es kommt, dass auf jüdischen und christlichen Köpfen ein ganz ähnliches, nämlich kreisrundes Käppchen zu finden ist.


Koscher-Schmus1 ‒ Der Podcast des Österreichischen Jüdischen Museums befasst sich vorwiegend mit häufigen Fragen von Besucherinnen und Besuchern, aber auch mit jüdischen Festen oder aktuellen Anlässen und Themen. In der neuen und 8. Folge unseres Podcasts fragen wir uns, wie es kommt, dass auf jüdischen und christlichen Köpfen ein ganz ähnliches, nämlich kreisrundes Käppchen zu finden ist: die Kippa und der Pileolus. Wir beleuchten Gemeinsamkeiten und Unterschiede.

[1] Schmus (‎שמוס): aus jiddisch שמועס mit der Bedeutung: „Plauderei, Gespräch, Klatsch“ [Zurück zum Text (1)]


Berger, R.: Die Feier der Heiligen Messe. Eine Einführung. Freiburg i.Br. u.a. 2009.

Berger, R.: Pastoralliturgisches Handlexikon. 5. Aufl. Neuausgabe. Freiburg i. Br. u.a. 2013.

Braun, J.: Die liturgische Gewandung im Occident und Orient nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik. Freiburg i.Br. u.a. 1907. Online.

De Lange, N.: The Penguin Dictionary of Judaism. London u.a. 2008.

Kolatch, A.J.: Jüdische Welt verstehen. Sechshundert Fragen und Antworten. Wiesbaden 2005.

LTHK. Bd. 8 u. 11 (3. Aufl.).

Lumma, L.O.: Crashkurs Liturgie. Eine kurze Einführung in den katholischen Gottesdienst. Regensburg 2010.

Schoeps, J.H. (Hg.): Neues Lexikon des Judentums. Überarbeitete Neuausgabe. Gütersloh/München 1998.

Stowasser, J.M. u.a.: Stowasser. Österreichische Schulausgabe. Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch. Aufl. 1997. Nachdr. 2007. München u.a. 2006.

TRE. Bd. 13.

Urban, A./Bexten, M.: Kleines liturgisches Wörterbuch. Freiburg i. Br. u.a. 2007.

Wigoder, G. u.a. (Hgg.): The New Encyclopedia of Judaism. New York/Jerusalem 1989/2002.


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Das Kreuz mit dem Kreuz

Interessanterweise haben nur zwei ehemalige jüdische Gemeinden des Burgenlandes jüdische Ortsnamen. Unsere 7. Podcastepisode beschäftigt sich mit diesen beiden hebräischen bzw. jiddischen Ortsnamen.


Koscher-Schmus1 ‒ Der Podcast des Österreichischen Jüdischen Museums befasst sich vorwiegend mit häufigen Fragen von Besucherinnen und Besuchern, aber auch mit jüdischen Festen oder aktuellen Anlässen und Themen. In dieser 7. Folge geht es um ein Thema, das eigentlich schon längst fällig war, nämlich die jüdischen Ortsnamen der ehemaligen jüdischen Gemeinden auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes.

[1] Schmus (‎שמוס): aus jiddisch שמועס mit der Bedeutung: „Plauderei, Gespräch, Klatsch“ [Zurück zum Text (1)]


Denkmal für die Juden von Zelem (Wikipedia).

Grabstein/Grabinschrift Karl (Karl) Brandl aus Zelem, jüdischer Friedhof Mattersburg.

Seder Birkat ha-Mazon, Deutschkreutz 1751.

Website der Gemeinde Deutschkreutz.

Zimmermann Fritz, Die Ortsnamen der jüdischen Gemeinden im Burgenland, in: Hugo Gold, Gedenkbuch der untergegangenen Judengemeinden des Burgenlandes, Tel Aviv 1970, 125-132.


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Paul Celan – ’sah daß ein Blatt fiel und wußte, daß es eine Botschaft war‘

Literaturwissenschaftliche Fachtagung Pädagogische Hochschule Burgenland in Kooperation mit dem Österreichischen Jüdischen Museum Eisenstadt Termin: 12. 11. 2020 von 9.00 – 17.00 Uhr Onlinetagung: Meeting-Registrierung (Zoom). Paul Celan wurde am 23….

Literaturwissenschaftliche Fachtagung

Pädagogische Hochschule Burgenland in Kooperation mit dem Österreichischen Jüdischen Museum Eisenstadt

Termin: 12. 11. 2020 von 9.00 – 17.00 Uhr

Onlinetagung: Meeting-Registrierung (Zoom).


Paul Celan wurde am 23. 11. 1920 in Czernowitz geboren und starb (vermutlich) am 20. 4. 1970 in Paris. Somit jährt sich 2020 sein Geburtstag zum 100. und sein Todestag zum 50. Mal. Als Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern wurde er im Nationalsozialismus in einem Arbeitslager festgehalten und später, als er ins jüdische Ghetto Czernowitz zurückkehrte, zu Zwangsarbeit im Straßenbau verpflichtet. Seine Todesfuge zählt zu den zentralen Werken der Lyrik des 20. Jahrhunderts.
Diese Fachtagung widmet sich dem aktuellen literaturwissenschaftlichen Forschungsstand zu Paul Celan.

Begrüßung:

  • Vizerektorin HS.-Prof. Mag. Inge Strobl-Zuchtriegel, MAS MSc, PH Burgenland
  • MMMag. Dr. Christopher Meiller, Jüdisches Museum Eisenstadt
  • Moderation: HS-Prof. Mag. Dr. Eva Maltrovsky, Prof. Mag. Dr. Martin Hainz und MMag. Dr. Lukas Pallitsch

9.10 – 10.10 Uhr: Prof. em. Dr. Leonard M. Olschner, Queen Mary University of London: Celan lesen, Celan denken. Fünf Thesen zur vorläufigen Lektüre.

Bei diesem Referat geht es um das Thematisieren der Schwierigkeiten bei der Lektüre von Celans Lyrik und das Erkennen von möglichen Textzugängen zur Lektüre.

10.10 – 10.30 Uhr: Kaffeepause

10.30 – 11.30 Uhr: Dr. habil. Christine Ivanovic, Universität Wien: Eine Art Heimkehr.

Celans „Meridian“ beschreibt eine Kreisbewegung, die im Durchgang durch das Fremde in sich selbst zurückkehrt. Diese Figur der Heimkehr soll im Kontext der Philosophiegeschichte von Aristoteles über Hegel bis Lacoue-Labarthe evaluiert und an einzelnen Gedichtbeispielen aus dem Werk Celans belegt werden.

11.30 – 12.30 Uhr: Univ.-Doz. Mag. Dr. Artur R. Boelderl, Universität Klagenfurt: „Alles ist mehr, als es ist“ – Musil und Celan.

Der Vortrag folgt den Spuren des poetischen „Übermaßes der Innigkeit“ (Hölderlin), dem Umstand also, dass „alles, was ist, im Übermaß ist“ (Bataille), zu jenem „Nullpunkt der Literatur“ (Barthes), an dem das Sein und die Zeichen konvergieren, und legt das Augenmerk darauf, wie diese Konvergenz im sonst sehr heterogenen literarischen Schaffen Musils („Alle unsere Erlebnisse sind mehr, als wir erleben“) und Celans („Alles ist mehr, als es ist, alles ist weniger“) zum Tragen kommt.

12.30 – 14.00 Uhr: Mittagspause

14.00 – 15.00 Uhr: Prof. Dr. Dr. h.c. Andrei Corbea-Hoisie, Al. I. Cuza-Universität, Iasi (Rumänien): Um Celans „rumänische Büffel“. Nochmals über die Entstehung des Gedichtes Coagula.

Eine Reflexion zum Verhältnis des Dichters zu seiner geistigen Umgebung und intellektuellen Ausbildung. Gegenüberstellung Celan’scher Äußerungen mit der dichterischen Verwertung des Konzepts „Mitteleuropa“ in den 80 Jahren. Eine ideengeschichtliche Analyse.
Moderation: Lukas Pallitsch

15.00 – 16.00 Uhr: Prof. Dr. Markus May, Ludwig-Maximilians-Universität München: Rot- und Judenwelsch. Zu Paul Celans Gedicht „Eine Gauner- und Ganovenweise“.

Mit dem Gedicht „Eine Gauner- und Ganovenweise“ aus Paul Celans Band „Die Niemandsrose“ setzt sich der Autor mit den Mitteln extremer Polyphonie gegen die Plagiatsvorwürfe der Witwe Goll zur Wehr. Die Analyse der Sprachgestalt offenbart das Muster einer spezifischen Approbation, das heteronome Stereotypen subversiv umzudenken und im Sinne einer Selbstzuschreibung umzucodieren in der Lage ist.

16.00 – 17.00 Uhr: Prof. Mag. Dr. Martin A. Hainz, PH Burgenland: „Keinmaleins“. Hoffentlich dialogische close readings zu und mit Paul Celan.

Worte sind zu lesen, um sie wieder in Funktion zu setzen: diese „Alarmsignale“ nämlich. „»Schreiben« heißt nichts anderes als sie in Funktion setzen.“ (W. Benjamin)

Dies ist das im Vortrag zu rekonstruierende Anliegen Celans, der unermüdlich als Leser Wörter und Worte so setzte, dass sie wieder etwas genau zeigten, das zuvor nur mehr metaphorisch war, und zwar genau in dem Sinne, dass die Uneigentlichkeit, die freilich unhintergehbar ist, ihnen wieder abzulesen war, aber auch, wie sie zu dem, was es eigentlich zu sagen geben möge, jedenfalls stehen.

Abschluss

17.00 Uhr: Ende der Veranstaltung


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ORF-Museumszeit

Vom 3. bis 10. Oktober 2020 findet als Ersatz für die Lange Nacht der Museen die ORF Museumszeit, Kennwort „ORF-Ticket“, statt. Auch unser Museum nimmt gerne daran teil und wir…

Vom 3. bis 10. Oktober 2020 findet als Ersatz für die Lange Nacht der Museen die ORF Museumszeit, Kennwort „ORF-Ticket“, statt.
Auch unser Museum nimmt gerne daran teil und wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns in dieser besonderen kommenden Woche besuchen!


Dienstag, 06. Oktober 2020 und Donnerstag, 08. Oktober 2020, jeweils 15 – 15.45 Uhr:

Führung Synagoge

Ein Überblick zu Synagoge, jüdischem Gottesdienst und der Rolle der Tora ‒ in der ältesten in ihrer ursprünglichen Funktion erhaltenen Synagoge Österreichs.

Preis pro Person: 3 Euro (inkludiert den Eintritt in das Museum).



Mittwoch, 07. Oktober 2020, 20 Uhr:

Führung älterer und jüngerer jüdischer Friedhof

1.400 Grabsteine und viele Fragen: „Woher sind die Juden eigentlich nach Eisenstadt gekommen?“, „Was war das Schicksal der Angehörigen der Toten 1938?“…

Der ältere Friedhof, belegt von 1679 bis 1874, kann als einer der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe in Europa gelten. Der jüngere Friedhof, bis 1938 belegt, 1992 geschändet, erzählt spannende Geschichten über die letzten Jahrzehnte jüdischen Lebens in Eisenstadt.

Wir empfehlen das Mitbringen einer Taschenlampe und ersuchen die Männer um Mitnahme einer Kopfbedeckung!

Die Führung findet bei jedem Wetter statt. Bitte auf das Schuhwerk achten wegen eventuell nassem Gras!

Preis pro Person: 3 Euro.

Treffpunkt: Österreichisches Jüdisches Museum, 7000 Eisenstadt, Unterbergstraße 6.



Museumszeit_Logo, Credit: ORF-Design

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Ein ganz besonderer Freiwilligeneinsatz

Im Burgenland gibt es heute so gut wie keine Juden mehr. Jene Nachfahren der Toten, die die Schoa überlebten, leben heute in den USA, in Israel, in Südamerika usw. Die…

Im Burgenland gibt es heute so gut wie keine Juden mehr. Jene Nachfahren der Toten, die die Schoa überlebten, leben heute in den USA, in Israel, in Südamerika usw. Die Pflege der 14 jüdischen Friedhöfe muss daher durch die öffentliche Hand erfolgen und/oder durch Freiwilligenarbeit.

Dass diese aber von Schülerinnen und Schülern der MS Kobersdorf gemacht wurde, ist nicht selbstverständlich und wirklich in höchstem Maße erfreulich.

Vor einigen Wochen wurde ich von Herrn Michael Bauer aus Brooklyn/NY gebeten, jemanden zu organisieren, der die vier Grabsteine seiner Familie am jüdischen Friedhof Kobersdorf vom Grünbelag befreien würde. Ich kontaktierte umgehend die Direktorin der MS Kobersdorf, die sich spontan bereit erklärte, mit Schülerinnen und Schülern ihrer Schule, die sich freiwillig melden, die Arbeit zu machen.

Schon heute Vormittag ging die Aktion über die Bühne. Wir reinigten nicht nur die gewünschten 4 Grabsteine von Gedalja Bauer und Sarl Bauer sowie von Mordechai Gerstl und Resl Gerstl, sondern noch weitere stark durch Grünbelag belastete Grabsteine.

Da die Schülerinnen und Schüler der MS Kobersdorf im Rahmen des Religionsunterrichts jährlich auch den örtlichen jüdischen Friedhof besuchen, freute ich mich sehr über die Gelegenheit, über die hebräischen Inschriften oder die Symbole auf den Grabsteinen zu erzählen sowie den einen oder anderen interessanten Grabstein zu zeigen.

Besonders erwähnt werden darf, dass alle Schülerinnen und Schüler mit größtem Einsatz und mit unglaublicher Genauigkeit und Freude die Arbeit verrichteten. Originalantwort einer 13jährigen Schülerin, nachdem wir ihr sagten, dass sie den Sockel des Grabsteins nicht so genau vom Grünbelag reinigen müsse wie den Teil mit der Inschrift:

Natürlich reinige ich den ganzen Grabstein. Wenn ich das Haus putze, putze ich ja auch nicht nur das halbe Haus…

VORHER:

NACHHER:

Die „Nachher“-Fotos entstanden einige Tage später nach heftigem Regen, da nach der Reinigungsaktion die Sonneneinstrahlung zu stark für aktzeptable Fotos war.


Nach gut 2 Stunden noch rege Diskussionen mit Direktorin, Lehrerinnen und SchülerInnen

Nach gut 2 Stunden noch rege Diskussionen mit Direktorin, Lehrerinnen und SchülerInnen



Ich bedanke mich in aller Form bei der Direktorin Carina Werba, allen Lehrerinnen für katholische und evangelische Religion und vor allem bei den 21 Schülerinnen und Schülern der 3a- und 3b-Klassen für ihre schnelle Zusage, ihre Bereitschaft und die so akribisch ausgeführte Arbeit.


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Rosch haSchana 5781

Heute ist Erev Rosch haSchana. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern unserer Koscheren Melange ein glückliches und gesundes neues Jahr 5781. שנה טובה ומתוקה, כתיבה וחתימה טובה! Selbstverständlich haben wir…

Heute ist Erev Rosch haSchana. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern unserer Koscheren Melange ein glückliches und gesundes neues Jahr 5781.

שנה טובה ומתוקה, כתיבה וחתימה טובה!

Selbstverständlich haben wir auch einen Neujahrs-Podcast gestaltet zum Thema „Jüdischer Kalender“.

Im folgenden Beitrag geht es um das Neujahrsfest in Eisenstadt, wie es Alfred Fürst in seinen „Sitten und Gebräuchen des Jahres“ 1908 beschreibt:

Das dankbarste Feld hat der Redner [bei der Predigt im Synagogengottesdienst] stets zur Zeit der Jahreswende, da das ganze Denken und Fühlen der Gemeinde ernsteren Gedanken zugänglich ist; da das pietätvolle Besuchen der Gräber, die bußfertige Ausübung menschenfreundlicher, gottgefälliger Handlungen dem Juden ebenso ans Herz gewachsen sind, wie das rein menschliche Hoffen und Harren auf ein gutes, neues Jahr. Ein Gemisch von Zagen und Hoffen charakterisiert auch die Liturgie dieser Bußezeit. Bloß am Neujahrstage, am Gerichtstage der „Einschreibung“ [d.h. das Los der Menschen wird von Gott bestimmt] überwiegt interessanterweise der so seligmachende Optimismus des Judentums. Die Schofarpredigt (vor dem Blasen der Neujahrsposaune), vor dichtgefüllter Galerie auf dem Almemor gesprochen, vermeidet es ängstlich ein strenges, strafend-ermahnendes Wort auszusprechen; bloß die Verdienste, die Wünsche der Gemeinde werden wohlwollend aufgezählt. Alles erscheint im Geiste so milde, so sanft, so verklärt licht, als wäre es ein innerer Widerschein des Gotteshauses, dessen Anblick heute wirklich bloß von Unschuld und Verklärtheit spricht. Hell, licht ist jeder Tempelschmuck: das Porocheth [Toravorhang] vor der Bundeslade, die Tischdecken und Toramäntelchen, auch die „Ständer“ (Betpulte) sind mit schneeigen Servietten bedeckt; einer Schar von Engeln aber gleicht nach einem Bildes des Midrasch [nicht wissenschaftlicher Kommentar zur Bibel] ‒ die andächtige Gemeinde, in ihre linnenen Totenkleider ernst gehüllt, Frauen sogar oft ganz in Weiß. Wahrlich die Harmonie der Eintracht und Liebe steigt mit den 30 Schofartönen zum „Eigner der Liebe“ empor“!

Und auch in den Familienhäusern hörst du keinen Laut der Lieblosigkeit, des Ärgers: süß ist die Sprache des neuen Jahres, süß ist der Honig, den man jetzt drei Wochen lang mit den Feiertagsbraten genießt. Die „Barches“ [Weizengebäck am Schabbat] müssen bis zum Schlussfest rund geflochten sein, um die Runde des Jahres anzuzeigen, geschickte Hausfrauen backen darauf kleine Kronen, Vögelchen, auch segnend ausgebreitete Kohenitenhände [Priesterhände]. In die Suppe kommen lange, feine Nudeln, ‒ das Jahr möge lang und fein sein, Enden werden nicht gegessen, ‒ das Leben möge nicht enden, hingegen liebt man die Köpfe vom Fisch und Geflügel, ‒ man möge zum Kopf werden, nicht zum Schwanz (Oberster und Letzter). Als Gemüse kochen die Frauen gern süßes Kraut oder Rüben, ‒ das „Hab“ (Haperl = Haupt vom Kraut) möge sich „mehren“ (Möhren = Rüben); man vermeidet scharfe Speisen und in die Mehlspeise gibt man keine dunkle Füllung, Mohn oder Schokolade. ‒ Ist dieses Menü verspeist, gönnt sich der Fromme Mann kein Schlummerstündchen, ‒ er könnte sonst das Jahr veschlafen, ‒ sondern eilt in den Tempel zu „Thillim“ [Psalmen, die gesagt werden, um in dieser Zeit nichts Böses zu sprechen]. Nach dem Minchagebete [Nachmittagsgebet] aber, dessen Zeit von nun an um 4 Uhr ist, eilt Jung und Alt, Mann und Weib zum Teich in den Hofgarten, um „Taschlich“ [symbolisches Sündenversenken] zu machen. Ob es bei dieser großen Toilettenparade auch noch ohne jede Kritik, ohne missgönnischen Blick abgeht!?

Aladar Alfred Ahron Fürst wurde 1877 in Eisenstadt geboren und promovierte an der Universität von Budapest zum Doktor der Philosophie. Er war 19 Jahre lang an der Hauptrealschule in Stuhlweißenburg Lehrer, ab 1921 unterrichtete er am jüdischen Knabengymnasium Budapest ungarische und deutsche Sprache. Fürst starb 1950 in Jeursalem. Veröffentlichungen: neben zahlreichen Artikeln in ungarischen und deutschen Zeitschriften erschien u.a. 1898 seine Dissertation „Gessner Salomon“ und 1914 die Artikelserie „die jüdischen Realschulen Deutschlands“ in der „Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums“.


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