Koschere Melange

Das Blog des Österreichischen Jüdischen Museums - ISSN 2410-6380

Schlagwort: graz

Mayer Jakob – 10. September 1891

Jakob Mayer, 07. Elul 651 = (Donnerstag, 10. September 1891) Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz, Anfrage (und auch die Fotos) von Frau Dr.in K.HT. Die hebräische Grabinschrift…

Jakob Mayer, 07. Elul 651 = (Donnerstag, 10. September 1891)

Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz, Anfrage (und auch die Fotos) von Frau Dr.in K.HT.



Die hebräische Grabinschrift

Inschrift Jakob Mayer: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) b(egraben) פ“ק
[2] ein Mann von verständigem Geist und freizügigem Herzen, איש יקר רוח ונדיב לב
[3] alt und satt an Jahren, זקן ושבע ימים
[4] der MORENU (= unser Lehrer und unser Meister, der Herr) Jakob Mayer. מוה יעקב מאיער
[5] Er starb in gutem Namen am 7. Elul 651 n(ach der kleinen Zeitrechnung). וימת בשם טוב ז אלול תרנא ל“
[6] Jakob ging seines Weges bis zum Land des Lebens. יעקב הלך לדרכו לארץ החיים
[7] Im Alter von 80 Jahren stieg dein Geist in den Himmel auf. בן שמנים שנה עלתה רוחך לשמים
[8] Viele von denen, die dich kannten und deine Verwandten werden an deinem Grab weinen. רבים מיודעיך ומכיריך יבכו על קברך
[9] Die Bedürftigen deines Volkes vergießen stets Tränen über deinen Tod. אביוני עמך יזלו דמעות תמיד על מותך
[10] Dein Gedächtnis möge auf ewig eingemeißelt sein mit eisernem und bleiernem Griffel וזכרתך חקוק לעד בעט ברזל ועופרת
[11] im Herz deiner ganzen Familie zum Ruhm und zur Ehre. בלב כל בית משפחתך לשם ולתפארת
[12] Dein Licht möge ihnen leuchten und auf ihre Häupter eine Krone setzen. ונרך יאיר להם וישים על ראשם עטרת
[13] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). תנצבה
[14] Der Name seiner Mutter war Rebekka. שם אמו רבקה


Anmerkung

Zeile 2: Sprüche 17,27 וקר־[יְקַר־] ר֝֗וּחַ „verständiger Mann“.

Zeile 3: Genesis 35,29; Ijob 42,17 ושבע ימים; ähnlich 1 Chronik 23,1.

Zeile 4: Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als „synagogaler Doktortitel“ (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).

Zeile 5: Vgl. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 17a „…Heil dem, der … mit gutem Namen gestorben ist …“ ‎…אשרי…שנפטר בשם טוב; vgl. auch babylonischer Talmud, Traktat Avot II,8 „…hat er einen guten Namen erworben, hat er etwas für sich erworben“ …קנה שם טוב, קנה לעצמו…. Der gute Name kommt im Gegensatz zu allen anderen geistigen und sittlichen Gütern fast ausschließlich dem Besitzer zugute und bleibt auch nach dem Tod sein Eigen (Hirsch Samson Raphael, Siddur. Israels Gebete, Zürich-Basel 1992, 443); s. auch Avot IV,7 „… Drei Kronen gibt es: die Krone der Tora, die Krone des Priestertums und die Krone des Königtums; die Krone des guten Namens aber erhebt sich über sie“ ‎‏‏ … שלשה כתרים הן: כתר תורה וכתר כהונה וכתר מלכות: וכתר שם טוב עולה על גביהן.

Zeile 6: „ins Land des Lebens“. Der Hintergrund der Formulierung sind zweifellos die „Masei Baal Shem Tov“ („die Reisen des Baal Shem Tov“), Masei 1,1, wo es heißt:
ואחר כך נוסע ממסע למסע עד בואו לארץ החיים העליונה „Und danach reist er (der Mensch) von einem Ort zum anderen, bis er das himmlische Land des Lebens erreicht“ (also die zukünftige Welt, die dem Land Israel entspricht).

Dahinter steht die Vorstellung des Baal Shem Tov, dass die Reisen der Israeliten, die in Numeri 33,1 erwähnt werden (אֵ֜לֶּה מַסְעֵ֣י בְנֵֽי־יִשְׂרָאֵ֗ל אֲשֶׁ֥ר יָצְא֛וּ מֵאֶ֥רֶץ מִצְרַ֖יִם לְצִבְאֹתָ֑ם בְּיַד־מֹשֶׁ֖ה וְאַהֲרֹֽן׃ „Das sind die Reisen (Wegstrecken) der Israeliten, als sie aus Ägypten unter der Führung von Mose und Aaron, nach Abteilungen geordnet, auszogen.“), insgesamt 42 Reisen sind und dem Leben jedes Menschen entsprechen, vom Moment der Geburt bis zum Tag des Todes. Das wird meist so verstanden, dass die Geburt des Menschen, also das Verlassen des Mutterleibes dem Auszug der Israeliten aus Ägypten entspricht…, siehe auch mehr Infos zu den Masei des Baal Shem Tov.

Zeile 10: Jeremia 17,1 und Ijob 19,24 בעט ברזל; und Ezechiel 27,12 בַּרְזֶל֙ בְּדִ֣יל וְעוֹפֶ֔רֶת „Eisen, Zinn und Blei“.

Zeile 11: Siehe Deuteronomium 23,19 לתהלה ולשם ולתפארת „zum Lob, zum Ruhm und zur Ehre“.

Zeile 6 horizontal und Zeile 6-12 vertikal Akrostycha: In Zeile 6 das 1. Wort horizontal und in den Zeilen 6-12 vertikal ergeben jeweils die ersten Buchstaben der Zeile und in Zeile 12 der 2. Buchstabe der Zeile den hebräischen Vornamen des Verstorbenen sowie den Vornamen seines Vaters (Jakob ben Reuven = Ruben).

Auf die Transkription der deutschen Grabinschrift am Sockel 1 und 2 wird hier verzichtet.


Biografische Notizen

Jakob Mayer, gest. 07. Elul 651 = Donnerstag, 10. September 1891 mit 80 Jahren.
Mayer war langjähriger Geschäftspartner und Freund von Benedict Biller sowie Mitbegründer der Israelitischen Kultusgemeinde Graz.

Vater: Ruben Mayer
Mutter: Rebecca (Rivka) (Mayer)


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Fürst Moritz – 31. Dezember 1905

Moritz / Moriz (Mose) Fürst, 03. Tevet 665 (= Sonntag, 31. Dezember 1905) Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz. Die hebräische Grabinschrift Inschrift Mose Fuerst: Zeilengerechte Transkription und…

Moritz / Moriz (Mose) Fürst, 03. Tevet 665 (= Sonntag, 31. Dezember 1905)

Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz.


Grabstein Moritz (Mose) Fürst, 03. Tevet 665 = Sonntag, 31. Dezember 1905

Grabstein Moritz (Mose) Fürst, 03. Tevet 665 = Sonntag, 31. Dezember 1905, Foto: Gerald Lamprecht



Die hebräische Grabinschrift

Inschrift Mose Fuerst: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier liegt) b(egraben) פ“נ
[2] ein Mann von reicher Einsicht, Zierde seiner Gemeinde, איש יקר רוח פאר עדתו
[3] ein Diadem seiner Familie und seiner Angehörigen, נזר משפחתו ובני ביתו
[4] der geehrte, e(hrenwerte) H(errr) Mose Fürst, s(ein Andenken) m(öge bewahrt werden). כבוד כ“ה משה פירסט ז“ל
[5] Aus der Höhe wurden geschickt Zerstörung und Verderben, ממרום שולחו שוד ושבר
[6] um eine Bresche zu reißen in der Gemeinde. לפרוץ בעדה פרץ
[7] Eine große Sonne sank, Dunkelheit שמש גדולה באה, חשך
[8] und Sonnenfinsternis bedeckten die Erde. וערפל המה כסו ארץ
[9] Sie wehklagten über ihn und Tränen היו ספדו עליו ודמעות
[10] flossen über alle Wangen. יזלו על כל לחיים
[11] Es wandte sich ab unser Glanz und es schied aus פנה הודינו ונפרד מתוך
[12] der Gemeinde ein Vorkämpfer. הקהל איש חבנים
[13] Mose stieg auf und selbst ausgezeichnet, wandelte er ויעל משה נתעלה מעצמו הלך
[14] makellos und tat Recht an seinem Nächsten. תמים ופעל צדק בעמיתו
[15] Arme und Bedürftige ernährte er von seinem Brot, רשים ודלים האכיל מפתו
[16] und seine Gerechtigkeit füllte ihre leeren Hände. ומלא חפניהם צדקתו
[17] Eine Stütze für seine Gemeinde war er, als er ihr סעד לעדתו היה בהבנות להם
[18] ein prächtiges Bethaus baute. בית תפלה מפוארה
[19] Er mühte sich für seine Gemeinde, seine Söhne leitete er טרח בעד עדתו ובניו הדריך
[20] auf den geraden Weg. לדרך ישרה
[21] Seine Kraft wird auf ewig bestehen, seine Seele כחו לעד יקום ונשמתו
[22] möge im Bündel des Lebens eingebunden sein. תהי בצרור החיים צרורה
[23] Er verstarb mit 78 Jahren am נפטר בן ע“ח שנה יום
[24] [3.] Tevet 665 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). [ג] לחודש טבת תרס“ו לפ“ק
[25] Der Name seiner Mutter war Resl, a(uf ihr sei) d(er Frieden). שם אמו ריזל ע“ה
[26] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). ת“נ“צ“ב“ה

Die deutsche Grabinschrift

Inschrift Moritz Fuerst: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Hier ruht
[2] Herr
[3] MORIZ FÜRST
[4] Mitbegründer der hiesigen
[5] Cultusgemiende, deren vieljähriger
[6] Präses er gewesen. Unter seinem
[7] Präsidium wurde die Synagoge
[8] erbaut.


Anmerkungen

Zeile 2: Sprüche 17,27 וקר־[יְקַר־] ר֝֗וּחַ „verständiger Mann“.

Zeile 5: Sprüche 17,27 שֹׁ֖ד וָשֶׁ֥בֶר גָּדֽוֹל׃ „Verwüstung und großer Zusammenbruch“.

Zeile 7: Vgl. Kohelet 9,13 גַּם־זֹ֛ה רָאִ֥יתִי חָכְמָ֖ה תַּ֣חַת הַשָּׁ֑מֶשׁ וּגְדוֹלָ֥ה הִ֖יא אֵלָֽי׃ „Wohl sah ich die Weisheit unter der Sonne, groß kam sie mir vor“.

Zeile 8: Sowohl Artikel als auch nota accusativi wären wohl zu erwarten, vgl. Numeri 22,5: הִנֵּה כִסָּה אֶת עֵין הָאָרֶץ „siehe, es verdeckt den Blick auf das Land“.

Zeile 12: 1 Samuel 17,4.23 in Bezug auf Goliath: אִ֣ישׁ הַבֵּנַ֡יִם „der Einzelkämpfer, Vorkämpfer; im biblischen Kontext eben: der Riese“.

Zeile 13: Exodus 19,20 u.a. וַיַּ֥עַל מֹשֶׁ֖ה „Es stieg hinauf Mose“.

Zeile 13b/14a: Psalm 15,2 הוֹלֵ֣ךְ תָּ֭מִים וּפֹעֵ֥ל צֶ֑דֶק „Nur der schuldlos wandelt und Recht übt“.

Zeile 16: wörtl.: חפניהם „ihre hohlen Hände“. S. Exodus 9,8 u.a. מְלֹ֣א חׇפְנֵיכֶ֔ם „Füllt eure Hände voll“.


Biografische Notizen

Moritz / Moriz (Mose) Fürst, geb. 28. Juli 1828 in Güssing, von Beruf Wein- und Rohproduktenhändler, lebte seit 1850 in Graz und da zuständig, bemühte sich 1860 um unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für Juden in Graz und war Mitbegründer und mehrfacher sowie langjähriger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Graz (zuletzt bis 1893), gest. 03. Tevet 665 = Sonntag, 31. Dezember 1905 an Pneumonie in der Annenstraße 42, Graz, begraben am 02. Jänner 1906 am jüdischen Friedhof Graz

Eintrag Sterbebuch Graz, Moriz Fürst, 31. Dezember 1905

Eintrag Sterbebuch Graz, Moriz Fürst, 31. Dezember 1905


Vater: Jacob Fürst

Ehefrau: Eleanora / Laura Fürst, geb. 26. September 1840 als Tochter von Josef und Regina Plan(n)er, geheiratet 1859, gest. 02. August 1917 an Leberkrebs in der Annenstraße 42, Graz, begraben 03. August 1917 am jüdischen Friedhof Graz.
Im Sterbeeintrag „verwitwet seit 24. 12. 1905“ ist natürlich falsch, ihr Ehemann starb am 31. Dezember 1905.

Eintrag Sterbebuch Graz, Laura Fürst, geb. Planner, 02. August 1917

Eintrag Sterbebuch Graz, Laura Fürst, geb. Planner, 02. August 1917


Kinder und Kindeskinder…: siehe Stammbaum auf geni.com


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Biller Bernhard – 10. Februar 1937 / Kugel Katarina – 18. März 1904

Bernhard (Issachar ben Baruch) Biller, 29. Schvat 697 (= Mittwoch, 10. Februar 1937) Der Grabstein von Bernhard (Issachar) Biller befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Graz. Die hebräische Grabinschrift…

Bernhard (Issachar ben Baruch) Biller, 29. Schvat 697 (= Mittwoch, 10. Februar 1937)

Der Grabstein von Bernhard (Issachar) Biller befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Graz.



Die hebräische Grabinschrift

Inschrift Bernhard Biller: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) b(egraben) פ“נ
[2] der torakundige H(err) Issachar, החבר ה יששכר
[3] S(ohn des) t(orakundigen Herrn) בן הח
[4] Baruch Biller, s(ein Andenken) m(öge bewahrt werden), ברוך ביללער זל
[5] der in seine Welt ging am 29. Schvat שהלך לעולמו ביום כט שבט
[6] des Jahres 697 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). שנת תרצז לפק
[7] Er ruhe auf seinem Lager in Frieden. ינוח בשלום על משכבו
[8] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). תנצבה



Anmerkungen

Zeile 7: Vgl. Jesaja 57,2 שלום ינוחו על משכבותם.


Biografische Notizen

Bernhard (Issachar ben Baruch) Biller, geb. 16. Jänner 1863 in Güssing, Kaufmann in Graz, Raabgasse 7, gest. 29. Schvat 697 = Mittwoch, 10. Februar 1937 in Graz an Myocarditis, begraben am jüdischen Friedhof in Graz

Vater: Bernhard (Baruch) Biller, geb. ca. 1821 in Güssing, gest. 29. März 1893 in Graz, begraben am jüdischen Friedhof in Graz
Mutter: Charlotte / Lotti Schwarz, geb. ca. 1830 in Güssing, gest. 13. Mai 1892 in Graz, begraben am jüdischen Friedhof in Graz


Katarina Kugel, geb. Mackstein, 02. Nisan 664 (= Freitag, 18. März 1904)

Grabstein Katarina Kugel, geb. Mackstein, 02. Nisan 664 = Freitag, 18. März 1904

Grabstein Katarina Kugel, geb. Mackstein, 02. Nisan 664 = Freitag, 18. März 1904



Die hebräische Grabinschrift

Inschrift Katarina Kugel: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) b(egraben) פ“נ
[2] eine teure Frau, die Gott fürchtete, אשה יקרה את [אלהים היא יראה]
[3] Frau Gütel Kugel. מרת גיטל קוגעל
[4] Sie starb betagt und im guten Alter von […] 95 Jahren מתה בזקנה ובשיבה טובה […] צה שנה
[5] Sie übte Wohltätigkeit und Gutes alle Tage ihres Lebens. גמלה חסד וטוב כל ימי חייה
[6] Aufrichtigen Herzens wurde sie eingesammelt im hohen Alter. ישרת לב נאספה בשיבת שנותיה
[7] Mit rechtem Urteil wachte sie über die Hergänge in ihrem Haus, טוב טעם צפתה הליכות ביתה
[8] um zu ernten in der Höhe die Früchte ihrer Mühe. לקצור במרום פרי יגיעתה
[9] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). תנצבה



Anmerkungen

Zeile 7: Vgl. Psalm 119,66 טוב טעם ודעת „rechtes Urteil und Erkenntnis“.

Sprüche 31,27 צופיה הילכות [הְַלִיכוֺת] ביתה.

Zeile 5-8: Akrostychon: Die Anfangsbuchstaben dieser Zeilen ergeben den hebräischen Vornamen der Verstorbenen (Gütel).



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Neufeld K/Carl – 07. November 1889

Karl/Carl (Koppl) Neufeld, 13. Marcheschwan 650 (= Donnerstag, 07. November 1889) Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz. Die Grabinschrift Inschrift Carl Neufeld: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung [1] H(ier…

Karl/Carl (Koppl) Neufeld, 13. Marcheschwan 650 (= Donnerstag, 07. November 1889)

Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz.



Die Grabinschrift

Inschrift Carl Neufeld: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) g(eborgen) פ“ט
[2] ein edelmütiger Mann und von Herzen איש יקר רוח ונדיב
[3] freigiebig. Den Armen und den Bedürftigen לב לעניים ולאביונים
[4] gegenüber war seine Hand geöffnet. Es ist der ידו היתה פתוחה ה“ה
[5] e(hrbare) H(err), H(err) Koppl, הרר קאפל
[6] Sohn d(es ehrbaren) H(errn), H(errn) Salomon בן הרר שלמה
[7] Neufeld. נייפעלד
[8] Er ging in seine Welt am 13. הלך לעולמו יג
[9] Marcheschwan 650 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). מרחשון תרן לפ“ק
[10] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). ת“נ“צ“ב“ה“



Anmerkungen

Zeile 2/3: Exodus 35,22 נדיב לב.


Biografische Notizen

Karl/Carl (Koppl) Neufeld, geb. 08. Jänner 1849 in Lackenbach, Kaufmann, geh. ca. 1875 („verheiratet 14 1/4 Jahre“), gest. 13. Marcheschwan 650 = Donnerstag, 07. November 1889 in Radegund 7 an Rippenfell- und Lungenentzündung, Luftröhrenerweiterung, Lungenlähmung, begraben am 08. November 1889 am jüdischen Friedhof Graz

Vater: Salo(mon) Neufeld, gest. 04. Dezember 1885, begraben am jüdischen Friedhof Graz
Mutter: Regy Pardon (wahrscheinlich ein Fehleintrag, sollte wohl Rosi bzw. Rachel Preis heißen), gest. 23. Oktober 1894, begraben am jüdischen Friedhof Graz

Bruder: Ignatz (Nachum) Neufeld, geb. 20. Februar 1842, gest. 06. April 1907, begraben am jüdischen Friedhof Graz


Ehefrau: Theresia Adam, aus Deutschlandsberg

Laut Eheschließungs-Protokoll vom 2. September 1875, G.Z. 3346 wurde die Ehe zwischen Karl Neufeld, Israelit, u. Theresia Adam, konfessonslos, vor dem Stadtrate Graz in Gegenwart des Bürgermeisters geschlossen. Erst am 17. Mai 1876 angezeigt (Zusatz auf dem Geburtseintrag von Sohn Leopold, s.u.)

Anmerkung zur Hochzeit von Karl Neufeld und Theresia Adam auf Eintrag Geburtsbuch Leopold Neufeld

Anmerkung zur Hochzeit von Karl Neufeld und Theresia Adam auf Eintrag Geburtsbuch Leopold Neufeld



Sohn: Leopold Neufeld, geb. 10. Mai 1876 in Graz

Eintrag Geburtsbuch Graz, Leopold Neufeld, 10. Mai 1876

Eintrag Geburtsbuch Graz, Leopold Neufeld, 10. Mai 1876


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Biller Benedict / Biller Charlotte, geb. Schwartz – 29. März 1893 / 13. Mai 1892

Benedict (Baruch) Biller, 12. Nisan 653 (= Mittwoch, 29. März 1893) / Charlotte (Schöndel) Biller, geb. Schwartz, 16. Ijjar 652 (= Freitag, 13. Mai 1892) Der Grabstein befindet sich am…

Benedict (Baruch) Biller, 12. Nisan 653 (= Mittwoch, 29. März 1893) / Charlotte (Schöndel) Biller, geb. Schwartz, 16. Ijjar 652 (= Freitag, 13. Mai 1892)

Der Grabstein befindet sich am jüdischen Friedhof Graz.

Grabstein Sockel Charlotte (Schöndel) und Benedict (Baruch) Biller, 16. Ijjar 652 (=13. Mai 1892) und 12. Nisan 653 (= 29. März 1893), Foto: Mag. Dr. Karin Haas-Trummer

Grabstein Sockel Charlotte (Schöndel) und Benedict (Baruch) Biller, 16. Ijjar 652 (=13. Mai 1892) und 12. Nisan 653 (= 29. März 1893), Foto: Mag. Dr. Karin Haas-Trummer


Die hebräische Grabinschrift – Zeile unter dem „Dach“

Inschrift 1. gemeinsame Zeile: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Die Geliebten und Teuren, im Leben und Tod sind sie nicht getrennt. הנאהבים והנעימים בחייהם ובמותם לא נפרדו


Die hebräische Grabinschrift – Benedict (Baruch) Biller

Inschrift Benedict Biller: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier liegt) b(egraben) פ“נ
[2] ein rechtschaffener und getreuer Mann, der Vornehme, der erhabene Wohltäter, איש ישר ונאמן הקצין הנדיב הנעלה
[3] d(er ehrbare) H(err), H(err) Baruch Biller, הר“ר ברוך ביללער
[4] einer der Vorsteher d(er heiligen jüdischen) G(emeinde) und Haupt und Leiter der Chevra אחד מגבאים דק“ק וראש ומנהיג החברא
[5] Kadischa. Er ging in seine Welt am 12. Nisan 653 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). קדישא הלך לעולמו י“ב ניסן תר“נג לפ“ק
[6] Durch die Arbeit an wohltätigen Liebesdiensten starb er den Tod der Gerechten. בעבודת גמילת חסדים מת מות ישרים
[7] Ein tatenreicher Mann war er, wohl bekannt in den Toren. רב פעלים היה הלא נודע בשערים
[8] Er gab von seinem Brot dem Armen und war mit Freude gastfreundlich. ונתן מלחמו לדל והכנס אורחים בגילה
[9] Denn mit seiner Freigiebigkeit wirkte er zum Lob und zum Preis. כי בנדיבת לבו עשה לשם ולתהלה
[10] Mit Jammern hören wir die Stimme über seinen Verlust. Ihm ein Prachtgewand ביללה קול נשמע על אבדון אדרת
[11] anzufertigen, damit wir nichts sähen außer Herrlichkeit. לערוך לו בל ראינו חין תפארת
[12] S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). ת“נ“צ“ב“ה“


Die hebräische Grabinschrift – Charlotte (Schöndel) Biller, geb. Schwartz

Inschrift Charlotte Biller: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier liegt) b(egraben) פ“נ
[2] eine tüchtige Frau, die Bescheidene und Fromme, אשת חיל הצנועה והחסודה
[3] F(rau) Schöndel Biller, מ’ שינדל ביללער
[4] Tochter d(es ehrbaren) H(errn), H(errn) Beer Schwartz. Es ging hinweg בת הר“ר בער שווארץ יצאה
[5] ihre Seele in Reinheit am 16. Ijjar 652 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung). נשמתה בטהרה ט“ז אייר תר“נב לפ“ק
[6] Einen guten Namen, der besser ist als Salböl, hinterließ die Rechtschaffene hinter sich. שם משמן טוב עזבה אחריה הישרה
[7] Sie stieg hinab zur Erde, teuer wie die Sonne und klar wie der Mond. ירדה לארץ יקרה כחמה וכלבנה ברה
[8] Die gebeugte Seele sättigte sie und ihre Hände unterstützten die Bedürftigen. נפש נענה השביעה וכפיה תמכו אביונים
[9] Ihre Türen waren offen für die Armen und unter denen, die an ihrem Tisch aßen, waren Waisen. דלתותיה פתוחות לעניים ובאכלי שלחנה יתומים
[10] Ihrem Ehemann war sie ein Halt und ihren Kindern eine verständige Mutter. לבעלה היתה משענת ולבניה אם משכלת
[11] I(hre) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens). ת“נ“צ“ב“ה“


Die deutsche Grabinschrift – Sockel

Sockel: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] Als Biedermann that alle Welt in loben.
[1] Sie rühmte man, weil fromm und gut sie war.
[1] Den Kinder thränend’ Auge blickt nach oben.
[1] In Wehmut um das beste Elternpaar.
[1] Friede ihrer Asche.


Anmerkungen

Grundsätzlich gilt für beide Grabinschriften, dass der hebräische Text nur zu einem Teil stereotyp ist und man sich sehr bemühte, eine schöne und dem Verstorbenen / der Verstorbenen gerecht werdende Grabinschrift zu verfassen. Dabei werden bei Charlotte Biller mehr Zitate aus der hebräischen Bibel bzw. dem babylonischen Talmud genommen als bei Benedict. Seine Grabinschrift wirkt bis auf wenige eher stereotype Zitate aus der hebräischen Bibel und der jüdischen Traditionsliteratur, insbesondere in Zeile 6 und besonders in Zeile 10 und 11, eher frei und kreativ.
Die sehr schöne und zumindest am jüdischen Friedhof Graz auffällige Grabsteinarchitektur des Doppelgrabes spricht sicher für einen gewissen Wohlstand der Familie und letztlich auch für assimilatorische Tendenzen. Gleichwohl legte man offensichtlich darauf Wert zu zeigen, dass man doch sehr in der orthodoxen Tradition verortet war.


Anmerkungen hebräische Inschrift in der Zeile unter dem „Dach“

Wörtliches Zitat 2 Samuel 1,23.


Anmerkungen hebräische Inschrift Baruch Biller

Zeile 7: Sprüche 31,23 נודע בשערים.

2 Samuel 23,20; 1 Chronik 11,22 רב פעלים. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 18b beschreibt den „tatenreichen Mann“ als einen, der Taten für die Tora mehrte und sammelte. „Rav Pe’alim“ ist auch der Titel eines alphabetischen Indexes aller ihm bekannten Midraschim von Abraham ben Elijah von Wilna (ca. 1750 – 1808), Sohn des Gaon von Wilna (Warschau 1894, New York 1958/59, Tel Aviv 1967?).

Zeile 9: Vgl. Jeremia 13,11 „…(das Haus Juda soll mir werden)…zum Namen, zum Preis und zum Ruhm…“ …ולשם ולתהלה ולתפארת…; vgl. bes. auch Deuteronomium 26,19.

Zeile 10/11: Besten Dank an Claudia Markovits Krempke für die Übersetzungshilfe von Zeile 10b und 11!

Zeile 6-11: Akrostychon: Die Anfangsbuchstaben dieser Zeilen bzw. die ersten drei Buchstaben in Zeile 10 und 11 ergeben den hebräischen Vor- und den Zunamen des Verstorbenen (Baruch Biller).


Anmerkungen hebräische Inschrift Schöndel Biller

Zeile 2: Vgl. Sprüche 12,4 אשת חיל עטרת בעלה.

Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 59b אשה חשובה u.a. und Schabbat 53b צנועה אשה.

Zeile 6: Kohelet 7,1 טוב שם משמן טוב.

Zeile 7: Vgl. Hohelied 6,10: יפה כלבנה ברה כחמה „Schön wie der Mond, klar wie die Sonne“.

Zeile 8: Jesaja 58,10 ונפש נענה תשביע.

Zeile 9: S. 2 Samuel 19,19 und 1 Könige 2,7: באכלי שלחנך.

Zeile 10: Vgl. Sprüche 19,14 u.a. אשה משכלת.

Zeile 6-10: Akrostychon: Die Anfangsbuchstaben dieser Zeilen ergeben den hebräischen Vornamen der Verstorbenen (Schöndel).


Biografische Notizen

Benedict (Baruch) Biller, geb. 1820/21 in Güssing, Kaufmann, später Fabriksbesitzer, gest. 12. Nisan 653 = Mittwoch, 29. März 1893 in Graz an organischem Herzfehler

Eintrag Sterbebuch Graz, Benedict Biller, 29. März 1893

Eintrag Sterbebuch Graz, Benedict Biller, 29. März 1893



Vater von Benedict: Moses Biller (zum Zeitpunkt der Hochzeit von Benedict bereits verstorben)
Mutter von Benedict: Elisabeth (Biller) (zum Zeitpunkt der Hochzeit von Benedict bereits verstorben)

Ehefrau: Charlotte (Schöndel) Schwartz, geb. 1828 in Güssing, gest. 16. Ijjar 652 = Freitag, 13. Mai 1892 in Graz an Rotlauf

Eintrag Sterbebuch Graz, Charlotte Biller, 13. Mai 1892

Eintrag Sterbebuch Graz, Charlotte Biller, 13. Mai 1892



Vater von Charlotte: Bernhard (Beer) Schwartz
Mutter von Charlotte: Johanna (Schwartz)

Hochzeit Benedict Biller und Charlotte Schwartz am 20. April 1851 in Güssing:

Eintrag Hochzeitsbuch Güssing, Benedict Biller und Charlotte Schwartz, 29. April 1851

Eintrag Hochzeitsbuch Güssing, Benedict Biller und Charlotte Schwartz, 29. April 1851



Söhne:

Bernhard (Baruch) Biller, geb. 16. Jänner 1863 in Güssing, gest. 10. Februar 1937 in Graz, begraben am jüdischen Friedhof in Graz

Emil Biller, geb. 23. November 1871 in Graz, geheiratet, vermutlich 1902, Malvine Kugel, Tochter des Leopold Kugel, geb. 1846 in Trencin, gest. 1934, begraben am jüdischen Friedhof in Abbazia

Eintrag Geburtsbuch Graz, Emil Biller, 23. November 1871

Eintrag Geburtsbuch Graz, Emil Biller, 23. November 1871


Über die Kategorie „Cheder“


1 Kommentar zu Biller Benedict / Biller Charlotte, geb. Schwartz – 29. März 1893 / 13. Mai 1892

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