Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern unserer Koscheren Melange ein fröhliches Schawu’ot! חג שבועות שמח! Am 2. Tag von Schawuot wird traditionell das biblische Buch Rut gelesen. Dieses hat 4…
Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern unserer Koscheren Melange ein fröhliches Schawu’ot!
חג שבועות שמח!
Am 2. Tag von Schawuot wird traditionell das biblische Buch Rut gelesen. Dieses hat 4 Kapitel und 85 Verse. Rut ist eine der fünf Festrollen (Megillot, neben Ester, Hoheslied, Kohelet und Klagelieder).
Im 4. Kapitel, Vers 12, wird auch Tamar erwähnt:
Dein Haus gleiche dem Haus des Perez, den Tamar dem Juda geboren hat, durch die Nachkommenschaft, die der HERR dir aus dieser jungen Frau geben möge.
Tamar ist die Schwiegertochter von Juda, der sie unwissentlich geschwängert hatte. Die Geschichte kennen wir aus Genesis 38:
Juda, der vierte Sohn Jakobs, sah am Wegesrand Tamar, die er für eine Dirne hielt und wollte zu ihr kommen. Sie verlangte von ihm als Pfand für den von ihm versprochenen Ziegenbock seinen Siegelring, seine Schnur und den Stab in seiner Hand. Tamar wurde schwanger, was dem Juda gemeldet wurde. Dieser verfügte, dass sie wegen der begangenen Unzucht verbrannt werden sollte.
Als man sie hinausführte, schickte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm sagen: Von dem Mann, dem das gehört, bin ich schwanger. Auch ließ sie sagen: Sieh genau hin: Wem gehören der Siegelring, die Schnüre und dieser Stab?
Genesis 38,25
Juda erkannte sein Pfand und dass Tamar im Recht war, da Juda ihr einen Kindsvater, nämlich seinen jüngsten Sohn Schela, verweigert hatte. Tamar gebar die Zwillinge Perez und Serach.
Die jüdische Holzschnitt-Bilderbibel des Moses dal Castellazzo (1466-1526) aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist einer der schönsten Beweise für die Existenz eines im 15. Jahrhundert vorhandenen rabbinisch-jüdischen Bibelbilderzyklus.
Moses dal Castellazzo, Sohn des Gelehrten Abraham Sachs, der im 15. Jahrhundert aus Deutschland nach Italien eingewandert war, wurde schon in jungen Jahren mit der religiösen jüdischen Traditionsliteratur vertraut gemacht. 1521 bat er den Dogen von Venedig um die Gewährung des Privilegs, eine von ihm geschaffene Holzschnittfolge zu den fünf Büchern Mose zehn Jahre lang allein im Raum von Venedig drucken und verkaufen zu dürfen. Das Original dieser Holzschnitt-Bilderbibel ist heute nicht mehr erhalten, das Druckverfahren, dessen sich Moses bediente, war völlig veraltet und eine billige Technik, um nicht wohlhabende Käuferschichten zu erreichen. Dabei wurden auch die Sprachen der Käufer berücksichtigt: Italienisch, Judendeutsch und vielleicht Spagnolisch.
Eine der beiden Bibelszenen im Werk des Moses dal Castellazzo, die ihre Vorlagen im 11. Jahrhundert haben, ist die Darstellung von der Verurteilung Tamars zum Tod auf dem Scheiterhaufen durch Juda: