Personenregister jüdischer Friedhof Währing Junger, unverheirateter Mann, ohne Datum Die Grabinschrift Inschrift nnoJ: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung [1] H(ier liegt) b(egraben), פ“נ [2] schön von Angesicht, ein unverheirateter Mann, jung…
Junger unverheirateter Mann, kein Name, kein Sterbedatum, Foto: Wolf-Erich Eckstein
Die Grabinschrift
Inschrift nnoJ: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier liegt) b(egraben),
פ“נ
[2] schön von Angesicht, ein unverheirateter Mann, jung an Jahren,
יפה נוף בחור צעיר בימים
[3] liebenswert und verständig, mehrte er die Lehre mit hörendem Ohr.
נחמד ומשכיל הוסיף לקח באזן שומעת
[4] Aus der Quelle des Lebens schöpfte er, und groß war er in Weisheit und Erkenntnis.
ממקור חיים שואף, וגדול בחכמה ודעת
[5] An seinem Wirken wurde er erkannt, ein Sohn, der lauter wandelte.
במעלליו התנכר, בן הלך תמים
[6] [Durch] plötzliche Trauer schwand die Hoffnung seiner Eltern.
[ב]אבל פתאום אבדה תקות הוריו
[7] […] der/den Tod, zum Leid seiner Lehrer […]
[…] המות, לדאבון מוריו […]
Anmerkung
Zeile 2: Psalm 48,3 יפה נוף. Im Bibeltext allerdings auf die Gebirgslandschaft bezogen.
Wörtlich: „Jung an Tagen“ צעיר בימים.
Zeile 3: S. auch 1 Samuel 18,14, wo משכיל mit „erfolgreich“ übersetzt wird, was hier allerdings nicht passt.
S. Sprüche 16,21.23 יסיף לקח.
Zeile 5: S. Sprüche 20,11 במעלליו יתנכר.
Biografische Notizen
Auf dem Grabsteinfragment finden sich weder ein Name noch ein Sterbedatum. Wir wissen nur, dass es sich um einen gelehrten, unverheirateten jungen Mann handelt, der offensichtlich plötzlich starb (also sehr wahrscheinlich nicht nach langer Krankheit).
Personenregister jüdischer Friedhof Währing Josef Kohn, 20. Av 594 (= Montag, 25. August 1834) Die Grabinschrift Inschrift Josef Kohn: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung [1] H(ier ist) g(eborgen) פ“ט [2] ein…
Zeile 5: „K(a)tz“ ist die Abbrevierung für כהן צדק, „Hohepriester“.
Biografische Notizen
Josef Kohn, geb. ca. 1794, Handelsmann aus Nikolsburg in Mähren, verheiratet, gest. 20. Menachem Av 594 = Montag, 25. August 1834 um 05 Uhr morgens mit 40 Jahren im israelitischen Spital, Wien, Rossau Nr. 50 an Gedärmbrand infolge einer organischen Gedärmverengung, begraben 26. August 1834 um 16 Uhr am jüdischen Friedhof Währing, Leichenzeichen, lt. Gräberbuch alte Nr.: 2341, neu: Gruppe 7, Nr. 139
Eintrag Sterbebuch Wien, Josef Kohn, 25. August 1834
Eintrag Gräberbuch Wien, Josef Kohn
Vater (weiland): Hersch Katz aus Nikolsburg in Mähren. Siehe oben Anmerkung zu Zeile 5.
[7] Sie starb zum Kummer ihrer Familie und all ihrer Verwandten
מתה לדאבון משפחתה וכל מכריה
[8] am 9. Nisan 636 n(ach der kleinen Zeitrechnung).
ביום ט’ ניסן ת’ר’ל’ו ל“
[9] I(hre Seele) m(öge) e(ingebunden sein) i(m Bündel) d(es Lebens). Der Name ihrer Mutter war Resl.
ת’נ’צ’ב’ה’ שם אמה ריזל
[10] Hier ruhet
[11] die treue Gattin u. zärtliche Mutter
[12] FRANZISKA LÖWY
[13] geb. PERL
[14] gestorben am 3t. April 1876
[15] im 62t. Lebensjahre
[16] betrauert von ihrem Gatten,
[17] Kindern, Verwandten, so wie von allen,
[18] die diese edle Frau kannten.
Anmerkungen
Woher Dr. Pinkas Heinrich bzw. jene Beamten, die den Grabstein transkribierten, die Zeilen 16-18 haben, erschließt sich mir nicht. Meines Erachtens ist bzw. war auf dem Grabstein kein Platz mehr für diese Zeilen.
Zeile 2: Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat 59b אשה חשובה u.a. und Schabbat 53b צנועה אשה.
Sprüche 12,4; 31,10; Rut 3,11 אשת חיל.
Zeile 5: MORENU bedeutet wörtlich „u(nser) L(ehrer), H(err)“. Den MORENU-Titel erhielten nur besonders gelehrte Männer, Bernhard Wachstein bezeichnet ihn als „synagogaler Doktortitel“ (siehe Bernhard Wachstein, Die Inschriften des Alten Judenfriedhofes in Wien, 1. Teil 1540 (?)-1670, 2. Teil 1696-1783, Wien 1912, 2. Teil, S. 15).
Biografische Notizen
Franziska (Fradel) Löwy, geb. Perl ca. 1814, aus Glocksdorf in Mähren, gest. 09. Nisan 636 = Montag, 03. April 1876 um 06 Uhr am Morgen an angeborenem Herzleiden in Wien Speising Nr. 82, begraben am jüdischen Friedhof Währing, Mittwoch, 05. April 1876, allgemeiner Platz, 18. Reihe, lt. Gräberbuch: alte Nr. 3093, neu: Gruppe 8, Nr. 260
Eintrag Sterbebuch Wien, Franziska Löwy, geb. Perl, 03. April 1876
Personenregister jüdischer Friedhof Währing Maria / Marie (Mirjam) Reiter (Reuter), 26. Cheschwan 612 (= Donnerstag Abend, 20. November 1851) Die Grabinschrift Inschrift Marie Reiter: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung [1] H(ier…
Maria / Marie (Mirjam) Reiter (Reuter), 26. Cheschwan 612 (= Donnerstag Abend, 20. November 1851)
Grabstein Maria / Marie Reiter / Reuter, 26. Cheschwan 612 = Donnerstag Abend, 20. November 1851
Abschrift mit Ergänzungen von Dr. Pinkas Heinrich, Marie Reuter / Reiter
Die Grabinschrift
Inschrift Marie Reiter: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] H(ier ist) g(eborgen)
פ“ט
[2] die angesehene unverheiratete Frau
הבתולה החשובה
[3] Mirjam, Tochter des Tora(gelehrten), e(hrbaren) H(errn) Joseph Reiter.
מרים בת התו’ כ’ה יוסף רייטער
[4] All ihre Tage öffnete sie ihre Hand den Armen,
כל ימיה ידה פתחה לעניים
[5] ihre Gerechtigkeit gehe ihr voran. Sie verstarb
צדקתה תלך לפניה נפטרת
[6] am V(orabend) d(es heiligen) Sch(abbat), 26. Cheschwan und wurde begraben am
ביום עש’ק כ’ו חשון ונקברת ביום
[7] Sonntag, 18. d(es selben) M(onats) des Jahres 612 n(ach der kleinen Zeitrechnung). I(hre Seele) m(öge) e(ingebunden sein) i(m Bündel) d(es Lebens).
א יח בו שנת תריב ל’ תנצבה
[8] Hier ruhet
[9] Jungfrau Marie, Tochter
[10] des Herrn Joseph Reuter
[11] gestorben den 11ten November 1851.
[12] Unvergesslich wird sie ihren
[13] Geschwistern bleiben.
Anmerkungen
Die deutsche Grabinschrift ist heute zum Großteil nicht mehr zu lesen, weshalb auf die Umschrift und die Korrekturen von Dr. Pinkas Heinrich zurückgegriffen werden musste.
Zeile 5: S. Jesaja 58,8 …והלך לפניך צדקך… „…und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen…“.
Zeilen 6, 7 und 11: Mehrere gravierende Fehler beim Tagesdatum, die auch schon Dr. Pinkas Heinrich anmerkt:
Zeile 6: Der 26. Cheschwan 612 war Freitag (= Vorabend des Schabbat), 21. November 1851. Da Marie Reiter um 21 Uhr abends verstarb, war das schon der 26. Cheschwan, aber noch Donnerstag, 20. November. Zeile 7: Selbstveständlich Gravurfehler, weil das Begräbnisdatum vor dem Todesdatum wäre. Der 18. Cheschwan war Donnerstag, 13. November. Es muss richtig Sonntag, 28. Cheschwan (= 23. November) heißen. Zeile 11: Der 11. November war ein Dienstag (16. Cheschwan). Es muss wohl 21. November sein, wenn die abendliche Sterbezeit nicht berücksichtigt wird.
Biografische Notizen
Maria / Marie (Mirjam) Reiter (Reuter), geb. ca. 1801 in Wien, ledig, Handarbeiterin, gest. 26. Cheschwan 612 = Donnerstag, 20. November 1851 um 21 Uhr mit 50 Jahren an Schlagfluss in Wien Rossau 50, israelitisches Spital, begraben am jüdischen Friedhof Währing, Sonntag, 23. November 1851 am Morgen am allgemeinen Platz, lt. Gräberbuch alte Nr.: 2605, neu: Gruppe 8, Nr. 110
Eintrag Sterbebuch Wien, Maria Reiter, 20. November 1851
Eintrag Gräberbuch Währing, Marie Reuter (sic!)
Vater: Joseph Reiter / Reuter, geb. ca. 1753 in Pressburg, tolerierter Kaufmann in Wien, gest. 19. September 1831 mit 78 Jahren an Altersschwäche in Wien Stadt Nr. 375, begraben am jüdischen Friedhof Währing, allgemeiner Gottesacker, laut Leichenzeichen, lt. Gräberbuch alte Nr.: 1805, neu: Gruppe 4, Nr. 949
Mutter: Sara Reiter, geb. Barach ca. 1764 in Pressburg, gest. 01. Juli 1831 mit 67 Jahren an Gedärmbrand, in Wien Stadt, Nr. 375, begraben am jüdischen Friedhof Währing, Nr. 42, lt. Gräberbuch alte Nr.: 1331, neu: Gruppe 4, Nr. 672
Eintrag Sterbebuch Wien, Joseph Reiter, 19. September 1831
Eintrag Sterbebuch Wien, Sara Reiter, geb. Bachrach, 01. Juli 1831
Einträge Gräberbuch Währing, Joseph und Sara Reiter, geb. Barach
Personenregister jüdischer Friedhof Währing Gabriel Kremsier, 14. Av 603 (= Donnerstag, 10. August 1843) Die Grabinschrift Inschrift Gabriel Kremsier: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung [1] S(eine Seele) g(ing hinweg) am Donnerstag,…
Gabriel Kremsier, 14. Av 603 (= Donnerstag, 10. August 1843)
Grabstein Gabriel Kremsier, 14. Av 603 = Donnerstag, 10. August 1843
Abschrift mit Ergänzungen von Dr. Pinkas Heinrich, Gabriel Kremsier
Die Grabinschrift
Inschrift Gabriel Kremsier: Zeilengerechte Transkription und Übersetzung
[1] S(eine Seele) g(ing hinweg) am Donnerstag, 14. Av 603 n(ach der) k(leinen) Z(eitrechnung).
י“נ ביום ה’ י“ד אב שנת תרג לפק
[2] H(ier ist) g(eborgen)
פ“נ
[3] ein untadeliger und rechtschaffener Mann, ein Gottesfürchtiger, der sich fernhielt
איש תם וישר ירא אלקים וסר
[4] vom Bösen. Er ernährte sich von der Arbeit seiner Hände und seiner Mühe all
מרע אכל מיגיע כפו ועמלו כל
[5] seine Tage. Es ist der e(hrbare) H(err), H(err) Gabriel, Sohn d(es ehrbaren) H(errn)
ימיו ה’ה כ’ה גבריאל בן כה
[6] Jakob Kremsier von hier. S(eine) S(eele) m(öge eingebunden sein) i(m Bund) d(es Lebens).
יעקב קרעמזיר מפה תנצבה
[7] Denkmahl
[8] der dankbarsten Lieben
[9] von der tieftrauernden Familie
[10] für Herrn
[11] Gabriel Kremsir
[12] gestorben den 10. August 1843
[13] im 57. Lebensjahr.
[14] Ein edler Mann
[15] und Gatte, Vater und Freund.
[16] Im Leben innigst geliebt,
[17] im Tod innigst beweint.
[18] Der ewige Friede sei mit ihm
Anmerkungen
Zeile 3: Ijob 1,8; 2,3 איש תם וישר sowie Ijob 1,1 האיש…תם וישר וירא אלהים.
Zeile 4: Vgl. Psalm 128,2 „Was deine Hände erwarben, kannst du genießen (wörtl.: ‚essen‘); Heil dir, es wird dir gut gehen“ יגיע כפיך כי תאכל אשריך וטוב לך. Babylonischer Talmud, Traktat Berachot 8a: „…Größer ist, wer von seiner Arbeit genießt, als der Gottesfürchtige…Heil dir in dieser Welt und wohl dir in der zukünftigen…“ …גדול הנהנה מיגיעו יותור מירא שמים…אשריך בעולם הזה וטוב לך לעולם הבא…; s. auch Traktat Chullin 44b.
Biografische Notizen
Gabriel Kremsier, geb. ca. 1786, tolerierter Branntweiner aus Prag, verheiratet, gest. 14. Av 603 = Donnerstag, 10. August 1843 um 12 Uhr Mittag mit 57 Jahren an Zahnfieber in Wien Stadt, Nr. 709, begraben 11. August am jüdischen Friedhof Währing, Leichenzeichen, lt. Gräberbuch alte Nr.: 1341, neu: Gruppe 4, Nr. 682
Eintrag Sterbebuch Wien, Gabriel Kremsier, 10. August 1843
Eintrag Gräberbuch Währing, Gabriel Kremsier
Vater: Jakob Kremsier
Ehefrau: Regina (Rebekka) Kremsier, geb. Mannheimer aus Pressburg ca. 1781, gest. 11. Dezember 1857 mit 76 Jahren an Schlagfluss in Wien Leopoldstadt Nr. 310, begraben jüdischer Friedhof Währing, alter Platz, lt. Gräberbuch: alte Nr.: 3, neu: Gruppe 1, Nr. 75
Eintrag Sterbebuch Wien, Regina Kremsier, geb. Mannheimer, 11. Dezember 1857
Eintrag Gräberbuch Währing, Regina Kremsier, geb. Mannheimer
Elisabeth (Lea) Herzl / Herzel, geb. Kollinsky ca. 1876 in Wien, Handelsmann-Witwe, gest. 18. Schvat 596 = Freitag, 05. Februar 1836 um 23 Uhr (war schon der 18. Schvat) mit 40 Jahren in Wien Stadt Nr. 696 an Gedärmbrand, begraben am 07. Februar am Morgen am jüdischen Friedhof Währing, Leichenzeichen, lt. Gräberbuch alte Nr.: 1569, neu: Gruppe 4, Nr. 797
Eintrag Sterbebuch Wien, Elisabeth Herzel (sic!), 05. Februar 1836
Eintrag Gräberbuch Währing, Elisabeth Herzl
Vater (weiland): David Kollinsky
Ehemann (weiland): Adam Herzel (sic!), geb. ca. 1786, Handelsmann aus Lackenbach, gest. 25. September 1831 an Brechdurchfall, begraben am jüdischen Friedhof Währing auf dem Cholera-Leichenhof der Israeliten Nr. 10, lt. Gräberbuch alte Nr.: 1568, neu: Gruppe 4, Nr. 796 (also neben seiner Ehefrau)
Eintrag Gräberbuch Währing, Adam Herzel (sic!)
Eintrag Sterbebuch Wien, Adam Herzel, 25. September 1831